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  • Die Wal-Kämpfer

    Paul Watson, Gründer der Meeresschutzorganisation Sea Shepherd, hat die Selbstjustiz auf den Ozeanen salonfähig gemacht. Mit rabiaten Methoden versuchen seine Ökopiraten, das Leben von Walen, Robben und Haien zu retten.

    Von Philip Bethge

    Wie geht das, einen Wal zu töten, tonnenschwer und sechs Meter lang, der im seichten Wasser liegt? Eine Handbreit hinter dem Blasloch muss die Lanze angesetzt werden. Ein kräftiger Druck, und wie durch Butter gleitet die blattförmige Schneide durch den Walspeck, dringt in die Wirbelsäule ein und durchtrennt das Rückenmark.

    Nur Sekunden dauert es, dann ist der Grindwal tot. So soll es eigentlich sein beim “Grindadráp”, der traditionellen Waljagd auf den Färöern. Doch dem Hamburger Studenten Nico Flathmann, 21, bot sich ein anderer Anblick.

    “Hier lagen die Wale und haben um ihr Leben gekämpft”, erzählt Flathmann und deutet auf den Steinstrand hinter sich, “das Wasser war blutrot.” Minutenlang hätten die Tiere gelitten, weil die Männer die Lanze falsch angesetzt oder “im Blutrausch” gleich zum Messer gegriffen hätten.

    Flathmann hat ein Video von der Waljagd am Hvannasund gemacht, einer Bucht im Norden des Färöer-Archipels. Männer rennen in dem Film ins Wasser und schlagen große Stahlhaken in die Blaslöcher der zuvor von Booten zusammengetriebenen Grindwale. Aus zuckenden Leibern spritzt Blut in die Höhe. Vom Ufer aus verfolgen Schaulustige das Spektakel. “Sie lachten, und es waren sogar Kinder dabei”, sagt Flathmann, “es ist erschreckend, wie viel Spaß die Leute an dem Gemetzel haben.”

    –> Originaltext auf Spiegel.de

    Flathmann ist für die Organisation Sea Shepherd im Einsatz, um den Walfängern der Färöer das Handwerk zu legen. Am vorigen Montag wurden zwei der Aktivisten von der örtlichen Polizei festgenommen, weil sie eine Waljagd behindert haben sollen. Mit zwei Schiffen und einem Team an Land sind die Meeresschützer derzeit vor Ort. Es ist die aktuelle Kampagne einer einzigartigen Umweltguerilla.

    Sea-Shepherd-Aktivisten kappen die Netze illegaler Fischer im Südpolarmeer und stellen sich Robbenschlächtern in Schottland und Finnland in den Weg. Vor Australien, Südafrika und Brasilien zerstören sie Köderleinen für Haie oder bewachen Meeresschildkröten. Mit ihren Booten fahren sie Walfängern vor den Bug, bis Stahl auf Stahl kracht . Im Hafen sprengten die Aktivisten sogar Löcher in die Rümpfe der verhassten Jagdschiffe.

    Kritiker werfen den Tierschützern “Ökoterrorismus” vor. Für ihre Anhänger jedoch sind sie die letzten großen Helden einer Umweltbewegung, die in den Siebzigerjahren mit der Gründung von Greenpeace begann und heute fast untergegangen erscheint – gäbe es da nicht “Neptuns Navy”, wie sich die Ozeanhirten nennen .

    “Wir sind eine globale Bewegung”, sagt Paul Watson, der Gründer der Organisation. Er will die Ozeane schützen, falls nötig mit Gewalt. Als Logo hat er einen Totenkopf gewählt. Dreizack und Hirtenstab kreuzen sich darunter, “Symbole für Aggressivität und Schutz”, wie Watson sagt. “Wir protestieren nicht, wir intervenieren; nur protestieren ist was für Feiglinge.”

    Für solche Sprüche lieben ihn seine Fans. Und Watson ist erfolgreicher als je zuvor. Aus einer kleinen Ökokämpfertruppe hat er eine weltweit operierende Organisation geformt. In 40 Ländern ist Sea Shepherd inzwischen aktiv. Der US-Fernsehsender Discovery Channel produziert die Serie “Whale Wars”, die Sea Shepherds Kampf gegen die japanische Walfangflotte begleitet. Das Spendenaufkommen der Organisation hat sich seit 2008 auf jährlich etwa zwölf Millionen Dollar vervierfacht.

    Acht Schiffe gehören zur Flotte der Ökopiraten. Im Januar erhielt die Organisation 8,3 Millionen Euro von einer niederländischen Wohltätigkeitslotterie. Erstmals will Watson nun ein Schiff nach eigenen Plänen bauen lassen. Seinen Crews aus Freiwilligen bietet er kaum Geld, dafür jedoch Ruhm und Abenteuer und das gute Gefühl, auf der richtigen Seite zu stehen.

    Auch für Prominente hat Watson ein Händchen. “Uns unterstützen Captain Kirk, Batman, McGyver und zwei James Bonds”, schmunzelt er: Die Schauspieler William Shatner, Christian Bale, Richard Anderson, Sean Connery und Pierce Brosnan konnte er gewinnen. Letzter Neuzugang im Sea-Shepherd-Beirat ist die “Baywatch”-Blondine Pamela Anderson.

    “Mich überrascht der Erfolg von Sea Shepherd nicht”, sagt Rex Weyler, ein ehemaliger Greenpeace-Vordenker und Wegbegleiter Watsons. “Viele Menschen sind verzweifelt, wenn sie sehen, was mit der Welt geschieht; sie bekommen Angst und wollen schnelle Lösungen und jemanden, der handelt.”

    Das Treffen mit Watson findet in einem Hotel in der Rue Boulard im Pariser Stadtteil Montparnasse statt. Watsons Brustkorb ist trotz seiner 64 Jahre immer noch breit wie ein Fass, sein Gesicht zerknautscht wie ein ungemachtes Bett. Begleitet wird er von seiner vierten Frau, der 30 Jahre jüngeren, russischen Tierrechtsaktivistin Yana Rusinovich. In Watsons Redeschwall reiht sich bald eine Räuberpistole an die nächste. Mit weißem Bart und zerzaustem Haupthaar wirkt er wie ein Seebär, der sich in die Großstadt verirrt hat.

    Watson wuchs in St. Andrews auf, einem Küstenort im Osten Kanadas. Schon in jungen Jahren arbeitete er für die kanadische Küstenwache und heuerte als Seemann auf Handelsschiffen an. Seine Aktivistenkarriere begann mit 19, als er gegen Atomwaffentests in Alaska demonstrierte. Aus der damaligen Protestbewegung ging Greenpeace hervor.

    Doch in der jungen Regenbogenkriegertruppe konnte sich der streitbare Kanadier nicht lange halten. “Er war zu machtbesessen, zu unerbittlich darin, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen und alle anderen beiseitezudrängen”, erinnerte sich Robert Hunter, einer der Greenpeace-Gründer. Vor allem mit dem späteren Chef von Greenpeace Kanada, Patrick Moore, geriet Watson aneinander. Laut Watson eskalierte der Streit im Eis von Labrador.

    “Ich leitete die Kampagne gegen das Abschlachten der Robben, und wir hatten Brigitte Bardot als Unterstützerin gewonnen”, so erzählt es Watson. Ein Hubschrauber habe bereitgestanden, um die Bardot zu den Eisfeldern zu fliegen. “Patrick verlangte mitzufliegen, ich lehnte ab: ,Patrick, du bist kein Fotograf, kein Kameramann, ich brauche dich dort nicht.’” Seine angebliche Antwort: “Lass es mich so sagen: Ich fliege in diesem Hubschrauber; und wenn ich Präsident werde, setze ich dich vor die Tür.”

    Kurz darauf wurde Moore tatsächlich Chef – und Watson musste gehen. Aber nicht nur, weil er den Hahnenkampf zweier Alphamänner verloren hatte. “Paul definierte Gewaltlosigkeit neu”, sagt Weyler. “Gandhi war ihm nicht genug; er fand es in Ordnung, Eigentum zu zerstören, auch wenn er damit gegen Gesetze verstieß.” Das aber widersprach dem gewaltfreien Greenpeace-Ethos – eine Zerreißprobe für die junge Organisation.

    Für Watson war der Rauswurf am Ende ein Glücksfall. Erst auf sich allein gestellt, konnte er seinen Aufstieg zum Fidel Castro des Meeresschutzes starten.

    Seinen ersten Walfänger rammte Watson 1978. Kurz darauf gründete er Sea Shepherd und machte fortan mit Aktionen gegen sowjetische Walfänger und kanadische Robbenschlächter von sich reden. Die Selbstjustiz auf See begründete Watson bald nicht mehr nur moralisch, sondern auch juristisch. Er beruft sich auf die World Charter for Nature der Vereinten Nationen. Dort heißt es, dass nicht nur Staaten, sondern auch “internationale Organisationen, Individuen” und “Gruppen” Umweltrecht “implementieren” und die Natur “jenseits nationaler Jurisdiktion”, also beispielsweise auf hoher See, schützen sollen .

    “Wir müssten nicht tun, was wir tun, wenn die Regierungen der Welt die Gesetze durchsetzen würden, die sie unterzeichnet haben”, sagt er. “Aggressive Gewaltlosigkeit” nennt er seine Strategie. “Wir zerstören Eigentum, das zum Töten benutzt wird; aber wir haben nie Menschen verletzt und würden dies auch nie tun.”

    Sea-Shepherd-Aktivisten werfen mit Beuteln voller stinkender Buttersäure nach den verhassten Walfängern. Sie versuchen, die Schiffsschrauben ihrer Gegner mit Stahlkabeln zu blockieren. Sie kappen Schleppnetze und zerstören Harpunen.

    Dass dabei noch niemand ernsthaft zu Schaden gekommen ist, grenzt an ein Wunder. Greenpeace zumindest hält Watsons Weg nach wie vor für falsch, moralisch wie taktisch. Wenn es einen Weg gebe, die Japaner im Walfang zu bestärken, dann sei es, “Gewalt gegen ihre Flotte” anzuwenden, so Greenpeace: “Es ist falsch, weil es Menschenleben in Gefahr bringt und die Walfänger nur stärker macht .”

    Watson ficht das nicht an. Und der Erfolg scheint ihm recht zu geben. “Unsere Mandanten sind Wale, Haie, Robben und Fische”, sagt er. Ob er das Richtige tut, misst sich für ihn einzig an der Zahl geretteter Meerestiere. 6000 Wale will Watson allein im Südpolarmeer seit 2002 vor der Harpune bewahrt haben, weil seine Schiffe die Japaner Jahr für Jahr daran hinderten, ihre für angebliche wissenschaftliche Zwecke notwendige Fangquote auszuschöpfen. Inzwischen hat der Internationale Gerichtshof in Den Haag den Wissenschaftswalfang der Japaner verboten.

    Spektakulär endete eine Sea-Shepherd-Operation im Mai, als vor Westafrika der Fischtrawler “Thunder” gurgelnd im Atlantik versank. 110 Tage lang hatten Sea-Shepherd-Boote den Trawler verfolgt. Die Aktivisten sagen, der Kapitän habe die “Thunder” am Ende absichtlich versenkt, um Beweise zu beseitigen. Der Trawler soll auf illegalem Fischzug nach wertvollem Antarktisdorsch gewesen sein.

    Die Jagd auf den Raubfischer begann bereits im Dezember vor der Küste der Antarktis. 72 Kilometer illegal ausgelegte Netze bargen die Aktivisten in den Folgewochen. Ein Fang im Wert von rund drei Millionen Dollar soll der “Thunder” entgangen sein. Schließlich soll der Kapitän entnervt aufgegeben und die Seeventile geöffnet haben. Die Sea-Shepherd-Aktivisten nahmen die Schiffbrüchigen an Bord und übergaben sie den Behörden .

    Einen ähnlichen Erfolg erhoffen sich die Sea-Shepherd-Leute nun auch auf den Färöern. Dort allerdings haben sie ein ganzes Volk gegen sich. Gut gegen Böse – Sea Shepherd bietet einfache Lösungen in einer komplizierten Welt. Schwierig wird es, wenn die Rollen nicht so klar verteilt sind.

    Der “Grindadráp” ist eine uralte Tradition . Schon die Wikinger sollen auf den Färöern Wale gefangen haben. Offizielle Aufzeichnungen der Jagd gibt es seit 1584. Rund tausend Grindwale töten die Einheimischen jedes Jahr – bei einer geschätzten Gesamtpopulation von über 700 000 Tieren. Einsehen mag auf den Inseln daher kaum jemand, warum die Jagd plötzlich aufhören sollte.

    “Der Grind ist Teil unserer Lebensart, wie das Fischen und die Schafzucht”, sagt Hendrik Akurstein, 31. Der angehende Umweltingenieur war dabei, als Anfang Mai die Grindwale in den Hvannasund getrieben wurden. Sein Holzhaus steht kaum 200 Meter von jenem Strand entfernt, an dem die Tiere verendeten. Mit seinem kleinen Motorboot half er dabei, die Meeressäuger in die Falle zu treiben. Damit war ihm ein Anteil an der Beute sicher.

    Akurstein geht hinüber in seine Garage und öffnet die Tiefkühltruhe. Neben Hühnchen und Steaks lagern dort Plastiktüten mit tiefrotem Walfleisch. “Daraus schneide ich Steaks für meine Familie”, sagt er. Auch getrocknet sei das Fleisch eine Delikatesse. Oder der Walspeck: In einer grünen Tonne sind die mehrere Zentimeter dicken, weiß glänzenden Fettstücke in Salz eingelegt.

    Einmal im Monat gibt es bei Akurstein, seiner Frau Hallgerð und ihrem drei Monate alten Baby Walfleisch zu essen. Mehr bitte nicht, empfehlen Gesundheitsexperten. Das Fleisch ist mit PCB, Dioxinen und Schwermetallen belastet .

    Ist der seltene, vergiftete Genuss wirklich das Gemetzel wert? Die Färinger sind davon überzeugt. So wichtig ist ihnen der “Grind”, dass das Parlament in der Hauptstadt Torshavn im Mai sogar ein neues Gesetz zum Schutz der Waljagd verabschiedete . Den am vorigen Montag festgenommenen Sea-Shepherd-Aktivisten drohen bis zu zwei Jahre Gefängnis.

    “Dieses Gesetz wurde extra für uns geschrieben”, schimpft Lockhart MacLean, 35, Kapitän des Sea-Shepherd-Schiffs “Sam Simon”. Strafbar ist nun bereits, wer in Verdacht gerät, gegen die Waljagd vorgehen zu wollen. “Damit sind wir gemeint”, sagt MacLean und lächelt gequält.

    Anfang Juli ist der Kapitän mit der 56 Meter langen “Sam Simon” auf den Färöern angekommen. Ein weiteres Sea-Shepherd-Schiff, die “Brigitte Bardot”, kreuzt ebenfalls in den Gewässern. MacLean hat etwa 30 Crewmitglieder an Bord. Ein bunter Haufen Freiwilliger aus aller Welt: Ashkr Audet, 20, aus Melbourne, gerade erst mit der Schule fertig, hilft auf der Brücke aus. Sven Höreth, 32, ein deutscher Kfz-Mechaniker, arbeitet an der 1800-PS-Maschine des Schiffs; Giacomo Giorgi, 34, ehemaliger Sänger einer Heavy-Metal-Band, ist Bootsmann und steuert eines der zwei schnellen Schlauchboote, die auf dem Achterdeck bereitstehen.

    Auf einem Sea-Shepherd-Schiff geht es zu wie in einer Jugendherberge für Weltverbesserer. Das Essen ist vegan, die Stimmung gut. Hier auf den Färöern allerdings suchen die Aktivisten noch nach der richtigen Strategie. “Im Moment ist es uns erst mal wichtig, Präsenz zu zeigen, um die Färinger nervös zu machen”, sagt MacLean. Auf einer Seekarte hat er die “Killing Beaches” der Einheimischen mit rosa Klebepunkten markiert, 18 an der Zahl. Dort ist die Grindwaljagd offiziell erlaubt.

    Mit dem Finger fährt der Frankokanadier auf der Karte den für diesen Tag geplanten Kurs ab. Dann blickt er hinaus auf das bleierne Meer und die Inseln, die jetzt im Sommer wie mit grünem Samt überzogen wirken. Die See ist heute ruhig, die dunklen Wolken liegen tief, “ein gefährlicher Tag für Wale”, sagt MacLean. Genau an solchen Tagen lassen sich die Tiere gut sichten und an die Strände treiben.

    Wenig später lassen die Aktivisten ihre Schlauchboote zu Wasser, um in den Buchten zu patrouillieren. Kündigt sich eine Waljagd an, tauchen allerdings sofort Polizeiboote auf. Die Färinger haben eine Bannmeile eingerichtet. Sogar zwei Fregatten der dänischen Marine folgen den Sea-Shepherd-Schiffen rund um die Uhr.

    “Mit dänischer Hilfe wird hier ein Gesetz durchgesetzt, dass das Abschlachten von Walen schützt”, sagt MacLean. Die Grindwaljagd verstoße nicht nur gegen EU-Recht, sondern auch gegen das Übereinkommen zur Erhaltung wandernder Tierarten. Optimistisch ist MacLean trotzdem: “Früher oder später wird es auch hier keinen Walfang mehr geben, die Färinger haben es nur schwer, das zu schlucken.”

    “Man gewinnt diese Dinge nicht über Nacht”, sagt Paul Watson bei dem Treffen in Paris. Der Sea-Shepherd-Gründer hat gelernt, mit Rückschlägen fertig zu werden. Auf den Färöern etwa kann er nicht selbst dabei sein, weil er aktuell auf einer Fahndungsliste von Interpol steht. Costa Rica und Japan fordern seine Auslieferung.

    In Costa Rica soll er im April 2002 sechs Haifischflossenjäger in Lebensgefahr gebracht haben, als er deren Boot attackierte. Die Japaner machen ihn für das Entern eines ihrer Walfangschiffe vor fünf Jahren in der Antarktis verantwortlich. Deutsche Bundespolizisten nahmen die Interpol-Notiz im Mai 2012 ernst und verhafteten Watson am Frankfurter Flughafen. Doch der Tierschützer kam auf Kaution frei – und floh. Monatelang verschwand er von der

    Bildfläche, “im Südpazifik, auf verlassenen Inseln”. Inzwischen versucht er, die Sache juristisch zu klären. In Frankreich genießt er eine Art Asyl. Das Land hat ihm zugesichert, die Interpol-Fahndung vorläufig zu ignorieren. Auch in die USA darf Watson reisen.

    “Die Vorwürfe sind politisch motiviert”, wettert der Tierschützer. Um Sea Shepherd nicht zu schaden, hat er kürzlich trotzdem alle Ämter niedergelegt. Darin sieht er sogar einen Vorteil. Die zuvor zentral gelenkte Organisation sei nun in viele einzelne Ländergruppen aufgegangen. “Das macht uns flexibler.”

    Außerdem hat Watson Sea Shepherd Legal ins Leben gerufen. Künftig will er seine Gefechte nicht nur auf See, sondern auch im Gerichtssaal führen.

    “Sie haben geglaubt, dass sie uns ausschalten könnten”, sagt Watson, “stattdessen sind wir stärker als je zuvor.”

    Und welche Rolle ihm künftig zufalle bei Sea Shepherd? Watson zögert keine Sekunde: “Ich bin der Admiral.”

    Mail: philip_bethge@spiegel.de , Twitter: @philipbethge

    –> Originaltext auf Spiegel.de

  • Invasion der Herzchen

    Was einst mit schlichten Smileys begann, entwickelt sich zu einer neuen Weltsprache: Emojis fluten Chatdienste und soziale Netzwerke. Alles nur Kinderkram? Linguisten suchen nach Erklärungen für den Siegeszug der bunten Bildchen.

    von Philip Bethge

    Die Welt des digitalen Süßholzraspelns ist voller bunter Bilder. Ist die Stimmung gut, bietet sich ein gelbes Smiley in der Kurznachricht an, keck mit einem Auge zwinkernd – oder gleich mit Kussmund, die Wangen zart gerötet .

    Herzchen, rot, gelb, blau und grün oder von einem Pfeil durchbohrt , stehen für Verliebte bereit. Geht es dann um Sex, hat sich die leicht gekrümmte Aubergine als einschlägiges Symbol etabliert – als Pendant zum Pfirsich mit seiner samtigen Längsfurche .

    Der Abschied vom Liebesglück dagegen fällt schwer: ein rotes Ungeheuer vielleicht ? Oder gleich ein Bömbchen mit glimmender Lunte ? Ach ja: Bald ist eindeutig, was die Trennung besiegelt. Noch in diesem Jahr hält wohl der Stinkefinger Einzug in die Bilderwelt der Smartphones.

    Wer auf diese unfeine Weise aus dem Leben der Liebsten gekickt wird, trachtet nun seinerseits nach Vergeltung. Wie wär’s mit ” Du Miststück! “? Doch da versagt die Symbolsprache.  – das wirkt eher niedlich, zumal der Haufen lächelt.

    Emojis heißen die kleinen Bilder, die immer häufiger in Kurznachrichten, Tweets, Posts und E-Mails auftauchen. Schleichend sind sie zu einem inzwischen fast unverzichtbaren Teil der Chatkommunikation geworden – eine Invasion bunter Bildchen, die sich manchmal schon zu ganzen Sätzen formieren und damit die jahrhundertealte Herrschaft der Buchstaben infrage stellen.

    –> Original-Artikel auf spiegel.de lesen

    Rund 1000 Symbole der neuen Weltsprache sind schon im Einsatz. 250 weitere kommen in Kürze hinzu, unter ihnen so Kurioses wie der Vulkanier-Gruß von Mr Spock aus “Raumschiff Enterprise”. Und bald wird es möglich sein, ethnische Vielfalt abzubilden: Die kleinen Gesichter und Figuren soll es künftig politisch korrekt mit verschiedenen Hautfarben geben.

    Auf Smartphones und Tablets sind die Symbole allesamt mit wenigen Fingerklicks erreichbar. Ein Panoptikum des Lächerlichen, so scheint es auf den ersten Blick. Und die Flut der Babyengel , der lächelnden Katzengesichter und Comicgeister im Kurznachrichten-Kauderwelsch scheint jene zu bestätigen, die den Niedergang der Schriftkultur beweinen.

    Aber ist das wirklich so? Ersetzen die schlichten Emojis auf lange Sicht den feinen Ausdruck, die elegante Formulierung, den raffiniert gebauten Satz? Fachleute sind vom Gegenteil überzeugt. “Emojis zerstören keine Traditionen”, sagt die Sprachforscherin Lisa Lebduska vom Wheaton College im US-Bundesstaat Massachusetts. “Sie erweitern die sprachlichen Möglichkeiten und stellen damit sicher, dass die Kurznachrichten, die wir senden, auch richtig verstanden werden.”

    Die Wissenschaftlerin schwärmt von der “Verspieltheit” der digitalen Bilderwelt. Eine Sprachdegeneration vermag sie nicht zu erkennen. “Meine Studenten sind begeistert von der Emotionalität und Unmittelbarkeit von Emojis”, sagt sie.

    Ähnlich erklärt der Google-Programmierer Mark Davis den Erfolg der Bildchen. Er ist Präsident des Unicode-Konsortiums , das die Emojis standardisiert – sie sollen ja überall das Gleiche bedeuten. “Emojis verleihen Kurznachrichten Würze”, sagt Davis. Gesten, Mimik, Intonation – solche Nuancen fehlten der Schriftsprache. Gerade in Kurznachrichten sei es mit Worten allein sehr schwer, Gefühle und Stimmungen auszudrücken. Emojis könnten da helfen. “Sie sind die emotionale Kurzschrift der Onlinekommunikation”, sagt Davis.

    Entsprechend überzeugen Emojis die Nutzer: Rund 200 Emojis pro Sekunde werden derzeit über Twitter in die Welt geschickt. Was die Forscher nicht überrascht: “Emojis sind gleichzeitig ein sehr altes und ein sehr neues Phänomen”, sagt etwa der amerikanische Linguist Ben Zimmer von der Softwarefirma Vocabulary.com. Der “piktografische Impuls”, die Liebe zu kleinen Symbolen und Zeichen, liege in der Natur des Menschen. So gehe beispielsweise auch das heutige Schreibsystem auf Piktogramme zurück, etwa der Buchstabe “A” auf das Bild eines Ochsenkopfes, das irgendwann um 180 Grad gedreht wurde.

    Zugleich bedienten Emojis die Lust, die Grenzen neuer Technologien auszuloten, sagt Zimmer. “Menschen genießen diese Art des kommunikativen Spiels – auch weil wir immer wieder daran scheitern, wirklich das mitzuteilen, was wir meinen.”

    Das Bedürfnis, sich klar auszudrücken, ist so alt wie die Menschheit selbst (siehe Grafik). Der Weg von der Höhlenmalerei zum Alphabet ist eine der elementarsten Kulturleistungen überhaupt. Doch die Schriftsprache ist immer noch nicht perfekt. “Ich denke häufig, dass ein spezielles typografisches Zeichen für ein Lächeln existieren sollte”, sagte der Schriftsteller Vladimir Nabokov schon 1969.

    Sein Wunsch wurde erhört, als der Informatiker Scott Fahlman von der Carnegie Mellon University 1982 das Emoticon erschuf . Er und seine Kollegen fanden Spaß daran, im Onlineforum der Universität sarkastische Witzeleien auszutauschen. Doch offenbar wurden diese häufig fehlgedeutet. Genervt schlug Fahlman irgendwann vor, Scherzhaftes mit einem Smiley zu markieren :-), Ernstes dagegen mit :-(. Bald waren auch das zwinkernde ;- ) und das laut lachende Emoticon :- D geboren.

    Die Farbe verpasste ihnen dann der Japaner Shigetaka Kurita von der Telekommunikationsfirma NTT Docomo. 1999 wollte das Unternehmen die Kommunikation über Mobiltelefone attraktiver machen. Kurita ließ sich von japanischen Manga-Comics und Straßenschildern inspirieren und entwarf 176 Symbole, jedes von ihnen nur zwölf mal zwölf Pixel groß. Die ersten Emojis (japanisch: e = Bild, moji = Schriftzeichen) waren geschaffen und wurden in Japan ein voller Erfolg.

    Der Siegeszug um die Welt begann erst, als das Unicode-Konsortium beschloss, Emojis in seine Datenbank aufzunehmen. Die Organisation, zu deren Mitgliedern Branchengrößen wie Apple, Google, Yahoo oder Oracle zählen, legt die internationalen Standards für die Darstellung von Text fest. Jeder auf der Welt gebräuchliche Buchstabe ist in Unicode einer bestimmten Zahl zugeordnet. So wird erreicht, dass beispielsweise der Buchstabe “A” von jeder Software eindeutig als “A” erkannt und dargestellt werden kann.

    Seit Oktober 2010 sind die Emojis Teil des Unicodes. Ein Smiley, das in China auf einem obskuren Handy eingetippt wird, bleibt daher weltweit ein Smiley, egal, mit welcher Technik es empfangen wird. Das genaue Aussehen der Bildchen legen allerdings die Designer der jeweiligen Software fest. Deshalb tanzt beispielsweise die Emoji-Tänzerin in Apples Handybetriebssystem Flamenco, während die Figur in Android 4.4 aussieht wie John Travolta im Discofieber.

    Immer neue Emojis nimmt das Konsortium nun in seine Liste auf. Neben den japanischen Zeichen sind inzwischen viele Symbole aus den Windows-Schriftarten Wingdings und Webdings vertreten. Das Ergebnis ist ein sehr skurriles Symbolsammelsurium. Besonders beliebt beispielsweise ist ebenjener Haufen, der sich gerade im Englischen herrlich mit anderen Emojis kombinieren lässt (, , *).

    (* Holy shit, shit storm, no shit)

    Warum der Haufen lächelt? Ganz einfach: In Japan, wo das Zeichen herkommt, gilt es als Glückssymbol. Ohnehin lässt sich über die Bedeutung der Zeichen gut streiten. “Verschiedene Kulturen können Emojis auf sehr unterschiedliche Arten verwenden”, sagt Linguist Zimmer. Als Beispiel nennt er das Symbol der beiden aneinanderliegenden Hände  . Während Japaner zum Beispiel das Bild als Gruß interpretierten, würden andere Kulturen betende Hände sehen, sagt Zimmer. Bei den Amerikanern wiederum werde es mitunter als “high five” gedeutet.

    Andere Emojis sind noch rätselhafter. Was zum Beispiel bedeutet das bislang gern als Stinkefinger-Ersatz genutzte ? Was heißen die drei bunten Kugeln auf dem Stock ? Und was will uns der blaue Diamant sagen **?

    (** Japanische Neujahrs-Türdekoration; bunte Reisklöße (Dango), eine japanische Spezialität; japanisches Symbol für „lieblich“)

    Schließlich der “Mann im Anzug, schwebend”, der erst jüngst in den Status eines Emojis erhoben wurde. Wer nachforscht, erfährt, dass irgendein Microsoft-Mitarbeiter vor Jahren mal ein Faible für das Ska-Plattenlabel “2 Tone Records” hatte, dessen Logo dem Schwebemann ähnelt. Durch Unicode geadelt, hat die merkwürdige Figur jetzt für alle Zeit ihren Stammplatz im international gebräuchlichen Schriftstandard.

    Emoji-Fans lieben diese kleinen absurden Geschichten, die auch dazu führen, dass die Bildersprache immer populärer wird. In einer Umfrage aus dem Jahr 2013 gaben 74 Prozent der Nutzer in den USA und 82 Prozent in China an, dass sie Emojis verwenden. Rund acht Milliarden Emojis sind laut der Website emojitracker.com seit Juli 2013 verschickt worden. Das derzeit beliebteste Symbol der Welt ist das lachende Gesicht mit Freudentränen .

    Liebende bezirzen sich mit Emojis, und auch fürs Sexting, also “dirty talk” via Kurznachricht, eignen sich die Bildchen. etwa beschreibt, wie Aubergine und Pfirsich auf genau die richtige Weise zusammenfinden.

    Es gibt soziale Netzwerke, in denen ausschließlich Emojis gepostet werden können, Emojicate etwa oder Emojli. Wer eine Liste mit seinen zuletzt genutzten Emojis an die Internetseite Emojinalysis schickt, bekommt eine Analyse der eigenen Befindlichkeit.

    Und längst hat die Kunst die Bildersprache als neue Ausdrucksform entdeckt. Auf YouTube finden sich Musikvideos, die einzig mit dem Stilmittel des Emojis arbeiten, zum Beispiel ein Video zu Beyoncés Hit “Drunk in Love”. Der Tumblr-Blog “Narratives in Emoji” zeigt Emoji-Zusammenfassungen der Filme “Titanic” und “Independence Day”.

    Sogar ganze Bücher sind schon in Emoji erschienen. Nachdem er 3500 Dollar auf Kickstarter.com gesammelt hatte, brachte der amerikanische Computerexperte Fred Benenson über 800 Emoji-Enthusiasten dazu, mit ihm zusammen jede Zeile von Herman Melvilles “Moby Dick” in eine Reihe von Emojis zu übersetzen. Das Ergebnis heißt “Emoji Dick” , ist als gedrucktes Buch erhältlich und steht inzwischen in der Library of Congress.

    “Emoji Dick” zeigt allerdings deutlich die Grenzen der neuen Weltsprache. Denn wirklich lesen kann das Werk niemand.

    Die erste Zeile etwa lautet . “Nennt mich Ismael”, soll das bedeuten, der erste Satz von “Moby Dick”. Sprachforscherin Lebduska ist skeptisch: “Ich lese auch nach mehreren Versuchen immer noch ,Telefon, Schnurrbartgesicht, Segelboot, Wal, ok’”, kommentiert sie trocken. Selbst Benenson habe eingeräumt, dass “ein Großteil des Buchs keinerlei Sinn ergibt”, erzählt die Forscherin. Begeistert ist sie trotzdem. “Emoji Dick” könne als “Literaturmüll” betrachtet werden, aber auch als “mutiger Ausflug in literaturwissenschaftliches Neuland”.

    Die Frage ist, ob Emojis der Welt erhalten bleiben, mindestens als Ergänzungsmittel. Oder sind sie nur eine Modeerscheinung der Netzwelt, zu sehr Spielerei, um ernst genommen zu werden?

    Tyler Schnoebelen, Linguist von der Eliteuniversität Stanford, heute bei der Textanalysefirma Idibon beschäftigt, sieht durchaus Parallelen zur Schriftsprache. Schnoebelen hat Emoticons analysiert und festgestellt, dass deren Gebrauch je nach Alter, Geschlecht und sozialem Status des Schreibers variiert. Auch beobachtet er, wie sich verschiedene “Dialekte” entwickeln. Und bei der Kombination mehrerer Emojis hat Schnoebelen sogar eine einfache Grammatik ausgemacht, bei der die Stimmung – zum Beispiel ausgedrückt durch ein weinendes Smiley – immer vor der eigentlichen Aussage steht, einem gebrochenen Herzen etwa.

    Schnoebelen sieht eine große Zukunft für Emojis. “Wir haben gelernt zu sprechen, und wir haben gelernt zu schreiben”, sagt der Linguist, aber erst Emojis würden es nun erlauben, “mit derselben Geschwindigkeit zu schreiben, mit der wir sprechen”. Dass dabei mancher Sinn auf der Strecke bleibt, interpretiert der Forscher eher als Vorteil, der “Mehrdeutigkeiten” und “Untertöne” erlaube, die in der Schriftsprache bislang gefehlt hätten.

    “Emojis sind längst nicht so eindeutig, wie man denken könnte”, bekräftigt Lebduska. Das Smiley etwa sei zunächst natürlich ein Symbol der Unbeschwertheit. Doch selbst hinter jedem Smiley lauerten immer die Möglichkeiten der Ironie und des Sarkasmus. Es fasziniere sie, schwärmt Lebduska, wie kreativ die Leute beim Verwenden der Emojis seien.

    Gleichzeitig dringt die Bildersprache in immer mehr Lebensbereiche vor. Leidenschaftlich streiten die Nutzer um die Erweiterung des Emoji-Vokabulars. Eines der Topthemen: Essen. Während Symbole für Eis , Spaghetti und Sushi seit Langem im Emoji-Alphabet existieren, fehlen noch jene für Hotdogs und Tacos, ein Umstand, der auf Facebook-Seiten wie “The Universe Demands a Taco Emoji” vehement beklagt wird. In der nächsten Unicode-Version sollen sie nun enthalten sein, ebenso wie das Einhorn, der Kricketschläger oder das Nerd-Gesicht.

    “Wir bekommen sehr viele Vorschläge für neue Emojis”, sagt Unicode-Präsident Davis. Die Auswahl sei ein Balanceakt, die Entscheidung hänge davon ab, ob das Symbol eine Lücke fülle oder ohnehin bereits weit verbreitet sei. Und auch um ethnische und kulturelle Vielfalt sind die Unicode-Macher bemüht. Zusätzlich zum christlichen Gotteshaus soll es bald Symbole für Moschee und Synagoge geben. Vor allem aber muss sich Davis nun plötzlich mit Hautfarben beschäftigen. Die Sängerin Miley Cyrus, Pop-Ikone vieler Teenager, trat 2012 per Tweet eine Kampagne für mehr ethnische Diversität im Emoji-Universum los (#EmojiEthnicityUpdate). Der Vorstoß fand Anklang. “Unicode hat gedacht, dass wir statt einer schwarzen Person zwei verschiedene Drachen, neun Katzengesichter und drei Generationen einer weißen Familie brauchen”, schimpfte etwa die farbige Sasheer Zamata von der populären US-Show “Saturday Night Live”, “sogar die Black-Power-Faust ist weiß!”

    Nun steht das Unicode-Konsortium unter Druck, die in der Tat fast durchweg hellhäutige Emoji-Welt einzufärben. Vergangenen Herbst kündigte das Konsortium deshalb an, den Usern künftig die Option zu geben, den Hautton bestimmter Emojis zu verändern, und zwar entsprechend der Fitzpatrick-Skala, einem “anerkannten Standard in der Dermatologie”. Apple hat bereits einen “skin tone modifier” für Emojis in eine Beta-Version seines Betriebssystems eingebaut.

    Ohnehin will Davis dafür sorgen, dass sich künftig noch mehr Nutzer in der Welt der Emojis zu Hause fühlen. Das Konsortium werde alles daransetzen, die Bilderkollektion umfassender und einheitlicher zu machen, verspricht der Programmierer. “Technisch gesehen haben wir in Unicode noch Platz für mehr als eine Million weitere Zeichen”, sagt Davis.

    Für die Freunde des elaborierten Textes mag das wie eine Drohung klingen. Doch Sprachforscher wie Lisa Lebduska beschwichtigen. “Natürlich kostet es viel weniger Mühe, ein Herzchen zu verschicken, als einen Liebesbrief zu schreiben”, sagt sie, “aber ich glaube, dass Liebesbriefe trotzdem nicht verschwinden werden.”

    Wie Worte seien auch Emojis eine Reflexion der Welt, sagt Lebduska, und wie Worte hätten die Zeichen das Potenzial “zu beschreiben, zu erkunden und zu verbinden”.

    Ob das tatsächlich gelingt, liegt allerdings wohl auch im Auge des Betrachters. Die US-Komikerin Ellen DeGeneres brachte es jüngst in ihrer Show auf den Punkt . “Was heißt diese Zeichenfolge?”, fragte sie ihr Publikum und präsentierte eine Abfolge von Emojis .

    “Für jüngere Leute bedeute das ,Hallo, an welchem Tag und zu welcher Zeit kommt dein Flug an?’”, erläuterte DeGeneres.

    Für ältere Leute jedoch bedeute es etwas ganz anderes, nämlich: “Meine Tastatur produziert nur noch kleine Bildchen, wie bekomme ich sie wieder normal, damit ich nicht mehr diesen Unsinn tippe; und überhaupt: Warum machen sie diese Telefone so klein?”

  • Microsofts Craig Mundie: “Microsoft can be cool!”

    In a SPIEGEL interview, Craig Mundie, 63, Chief Research and Strategy Officer at Microsoft, discusses the companies future, the mistakes of the past, computing in the 21st century, the upcoming Windows 8 Software and the Surface tablet.

    This is an extended version of an interview published at SPIEGEL Online International.

    SPIEGEL: Microsoft will presents a whole array of new products at the end of this week. Is this the beginning of a comeback to former glory?

    Mundie: I believe that Microsoft never lost it’s relevance. I always tell people we’re almost 40 years old now, fighting against every venture-funded good idea on the planet  in the world’s most competitive industry, and we’re still here, okay? So I say, „Do you think that’s just an accident?“. I don’t think so.

    SPIEGEL: Microsofts track record at anticipating technological trends hasn’t been the best in the past. With the tablet Surface and the new Windows 8 software you are now targeting in particular the mobile market. Again ten years too late?

    Mundie: My response is that we had a music player before the iPod. We had a touch device before the iPad. And we were leading in the mobile phone space. So, it wasn’t for a lack of vision or technology foresight that we lost our leadership position. The problem was that we just didn’t give enough reinforcement to those products at the time that we were leading. Unfortunately, the company had some executional missteps, which occured right at the time when Apple launched the iPhone. With that, we appeared to drop a generation behind.

    SPIEGEL: What happened?

    Mundie: During that time, Windows went through a difficult period where we had to shift a huge amount of our focus to security engineering. The criminal activity in cyberspace was growing dramatically ten years ago, and Microsoft was basically the only company that had enough volume for it to be a target. In part because of that, Windows Vista took a long time to be born.

    SPIEGEL: Have you learned your lessons?

    Mundie: Steve (Ballmer) made many changes, starting even at the top management level of the company. For example, there’s not a single product group president here today who was here five years ago. These changes are a reflection of the fact that we gave up leadership in some categories that turned out to be very important. Today our execution is not hampered by the same errors. We have learned our lessons. That doesn’t mean we won’t make some errors someday, but we’re at least not making the same ones again.

    SPIEGEL: Which role will Microsoft play in the coming decade as an IT company?

    Mundie: I think it’s going to be an interesting next decade. This is my 20th year at Microsoft. Bill Gates and Nathan Myhrvold hired me to develop the company’s capability in non-PC computing. In 1992, that seemed very avant-garde, but, of course, today we all live with computing everywhere around us.

    SPIEGEL: How will the computer of the future look like and how will we interact with those devices?

    Mundie: What we’re trying to do is to make the computer more like us and as helpful as an expert. To do that, we have to teach the computer to emulate more and more of the human senses, seeing, listening, speaking, as well as the tactile senses. We believe that our motion sensor Kinect will be a big part of that. The computers and the back-end cloud services are powerful enough now that we will see more of this type of technology very soon.

    SPIEGEL: What would that mean, for example, for peoples homes or offices?

    Mundie: For example, you’ll be able to directly ask the computer to help you. In the past, to work a computer program, you had to learn how to use the tool, and the tool had rigidity. In the future, it should be more like going to an assistant and saying, „Here is a document, make it look good,“ rather than saying „well, make this paragraph this point size and fit this font.“ A big emphasis at Microsoft is machine learning. The computer should not only be able to emulate your senses, but to appear to understand things based on learning or history. For example, for Office 365 that is in testing right now, we built a machine-learning-based assistant for your Inbox. The program looks at all your historical mail handling. From that, it makes judgments about what’s most important to you and groups those things together. How does it know? Because it has observed your behavior over some period of time.

    SPIEGEL: Don’t people want to define themselves what’s important to them and what isn’t?

    Mundie: That would require that people could actually describe their own behaviors, which we’ve learned they can’t do. They can’t tell you how they think enough to be able to put it into rules. The computer on the other hand is very well capable to observe your actions and deduce from that a set of behaviors or rules.

    SPIEGEL: If you look ten years ahead, which role will the PC play?

    Mundie: I think it will be about almost like it is today. However, it will be supplemented for example with intelligent whiteboards and displays for group discussions. Eventually, you will come into a room and the whole room will be the computer. In fact, people will be thinking more about computing and not computers. So for example, when you go into a space, you might have your phone in your pocket and your tablet in your briefcase. And if you set them down, they will all work together.

    SPIEGEL: Right now, the whole industry seems to have made it the user’s problem to migrate what they care about from one device to the next.

    Mundie: Yes, and I think that Microsoft may in fact be the company best positioned to help with this cacophonous situation, simply because we have a viable position in every product category, including a robust cloud service to connect all the different devices.

    SPIEGEL: Still, the world doesn’t seem to pay too much attention to your innovations.

    Mundie: I disagree. For example, if you look at the reviews, people who have a Windows phone actually prefer it over an Apple phone or an Android phone at this point. And Surface, I think, has met very strong, positive reviews and is really resonating with people.

    SPIEGEL: Surface will be on online-sale in Germany from Friday onwards. Again, Microsoft seems to be very late with such a device. The iPad is on the market for years. Why should people care?

    Mundie: Our experience is, despite some rhetoric, that most people who want to do any serious computing don’t want to do it trying to type on a glass screen. As a consequence, they always end up having two computers, a laptop and a tablet. Our dream was that you could have a no-compromises tablet experience and a click-on, high-quality keyboard, so that you don’t really need two computers. Surface fuses two worlds, and I think when people look at the engineering and design of the device, they will have an epiphany.

    SPIEGEL: Besides the X-Box, Surface is Microsofts first in-house computer hardware. Why did you decide to go this way?

    Mundie: Our marketing for many, many years was always through our partners. You never really bought a product directly from Microsoft, but from HP, Dell, Lenovo and alike. So, in a way, Microsoft always depended on its indirect representation through those companies. Now it became clear to us that we have to speak for ourselves. We have to tell the complete Microsoft story.

    SPIEGEL: How much is industrial design part of this story? Apple for example puts a lot of emphasis on design. Does design become more important for Microsoft?

    Mundie: I think it does. Surface for example is a product that gave us an opportunity to establish a new bar in this respect. Many people had said, „Oh, Microsoft technology is too bloated, it’s too fat, you guys don’t pay attention to these things.“ We think that Surface is a place where we can prove to people that this mythology is wrong. It’s a place where we get to speak to the public with our own voice about what’s possible, at an aspirational level. In part, the reason to do Surface was also to create a benchmark for our partners, saying, „look, there’s nothing intrinsic in our technology that won’t support products that operate at the upper tier; you just have to design them“.

    SPIEGEL: By building your own computer hardware you effectively become a competitor of your own partners. Are you going to go it alone in the future, like Apple does?

    Mundie: Apple has always had the luxury of being a software and a hardware company. I do describe that as a luxury, because you only have to think about yourself. But at least in the past, when you start to fan out and want to provide products for the whole world in every country, it’s very hard to do that on your own. We still think that it’s better to have a symbiotic relationship with our worldwide community of partners. And we are not alone with this model. Googles Android for example has gotten a big share fairly quickly by allowing several companies to participate.

    SPIEGEL: There are other device categories in the making. Google presented its Google Glass-project lately. Is Microsoft interested in glasses with augmented reality?

    Mundie: None of these things are particularly new or unanticipated. At a research level, we look at everything.

    SPIEGEL: Microsoft Research has 850 Ph.D.-level researchers. The company invests hundreds of millions of dollars per year in research alone. Isn‘t there just enough innvoation for the money spent?

    Mundie: And those people just don’t know what they’re talking about. I keep score every year how many things come out of research into the product group, and these transfers are counting in the hundreds. Microsoft Research is the world’s largest computer science research operation. I have seven labs, and each of them compares well to the faculty of a pretty good-size university computer science department. What this research provides to Microsoft is long-term nourishment. We think that, unless you have the ability to play with big ideas and to do fundamental research, you eventually run out of gas.

    SPIEGEL: When Windows 95 was launched, in 1995, computer geeks lined up to buy the first copies. Bill Gates paid three million dollars to the Rolling Stones for rights to use their classic „Start Me Up“ as the softwares’ theme song. Nothing like that happens now. Has Microsoft losts its cool?

    Mundie: It’s hard to keep your cool against young companies. But I do think it’s important to be cool. And the thing that always shows me that Microsoft can be cool is the whole Xbox business. We are worldwide number one in game consoles. This shows that when we package and present ourselves right, there is no stigma associated with being Microsoft.

    SPIEGEL: The stigma seems to be more prevalent in the PC business right now. The package hasn’t been right in the past?

    Mundie: I think we are able to learn. The phones and now the Surface are showing that our ability to sprinkle the fairy dust and have the coolness is growing. However, people have to understand that we are in a dilemma. A huge part of Microsoft’s revenue is to businesses, and if you’re a business, the last thing you want is us to be cool, because we’re providing you with your mission-critical infrastructure. Guys who buy infrastructure don’t buy cool, okay? Because they want you to be reliable like a rock. It is a lot easier to have the cool part emerge when you don’t have the enterprise part. But that’s a very critical part of our business.

    SPIEGEL: Still, some industry experts predict that Microsoft will become the next big technology giant to slip into obscurity if the company can’t reinvent itself.

    Mundie: I’ve been telling people to think about it like being in the Olympics. From the very beginning, the Olympics not only had the individual events, but they had the decathlon. Why? Well, they not only wanted to not know who could win each race in track and field, but they wanted to know who was the best overall athlete. I like to think that Microsoft will come to be recognized as the best athlete in computing.

    Interview conducted by Philip Bethge

    –> Read edited interview at SPIEGEL Online International

  • Google Co-Founder on Pulling out of China: ‘It Was a Real Step Backward’

    Last week, Google announced it would withdraw its Chinese operations from Beijing and instead serve the market from freer Hong Kong. The Internet giant’s co-founder, Sergey Brin, 36, discusses his company’s troubles in China and its controversial decision to pull up stakes and leave.

    SPIEGEL: With your decision to close Google’s Chinese Web site, you are the first major company to have challenged the government in Beijing in this way. Are you powerful enough to take on an entire country?

    Brin: I don’t think it’s a question of taking on China. In fact, I am a great admirer of both China and the Chinese government for the progress they have made. It is really opposing censorship and speaking out for the freedom of political dissent, and that’s the key issue from our side.

    SPIEGEL: Four years ago, you allowed your service to be censored. Why have you changed your mind now?

    Brin: The hacking attacks were the straw that broke the camel’s back. … More

  • SPIEGEL-Editors win Reuters-IUCN Media Award

    Reuters Foundation and IUCN, the International Union for Conservation of Nature announce today the winners of the 2008 Reuters-IUCN Media Awards for Excellence in Environmental Reporting.

    Regional winners Europe are Philip Bethge, Rafaela von Bredow and Christian Schwägerl from Germany’s Spiegel magazine, who depict the current revolution in conservation: the discovery of nature as a marketplace. Meticulously researched, the article “The Price of Survival: What Would It Cost to Save Nature?” (SPIEGEL 21/2008) shows how pricetags are being put on corals, rainforests and rare plants for producing food, CO2 sinks and drugs. Our planet may be saved, because “destroying nature will no longer be profitable while protecting it will.”