Tag: zoology

  • Der Schatz im Silberfisch

    Antibiotika aus Fliegenblut, Wundsalben aus Madenspucke, Enzyme aus Käferkotze – Forscher entdecken den Wert der Insekten für Medizin und Ackerbau.

    Von Philip Bethge

    Des Totengräberkäfers Geschäft ist Leichenfledderei. Immer wenn etwas stirbt, im Wald oder auf der Flur, krabbelt er heran, gelockt vom Odem des Todes.

    Aus einigen Kilometer Entfernung kann das kaum zwei Zentimeter lange Insekt Witterung aufnehmen. Hat es ein totes Tier gefunden, einen Maulwurf etwa oder ein Vogeljunges, fängt es an zu buddeln und wird nicht müde, bis das Aas unter der Erde ist. Dort, in dieser Grabeshöhle, betupft der Käfer den Korpus mit Sekreten gegen die Verwesung. Ein anderer Saft verflüssigt den Kadaver dann zu Babybrei: Der Totengräber füttert seine Larven mit der stinkenden Fleischsoße.

    Appetitlich klingt das nicht. Doch Forscher sind begeistert von dem morbiden Kerbtier. Denn was der Totengräber mit seinen Körpersäften schafft, würde sich der Mensch gern zunutze machen.

    “Wie gelingt es einem so kleinen Käfer, eine komplette Maus zu konservieren und zu verflüssigen?”, fragt der Gießener Insektenforscher Andreas Vilcinskas, 51. “Das ist, als würde ich Sie anspucken und Sie lösten sich mit Haut und Haaren auf!”

    Der Totengräberkäfer sei ganz offenbar dazu in der Lage, extrem wirkungsvolle Konservierungsstoffe und Enzyme zu produzieren, sagt Vilcinskas. Und noch mehr erfreut den Forscher: “Ein solcher Kadaverbewohner muss eine tolle Immunabwehr haben.” Die einst, so die Hoffnung, auch dem Menschen Gesundheit schenken kann.

    Vilcinskas ist Leiter des Loewe Zentrums für Insektenbiotechnologie & Bioressourcen in Gießen. Krabbeltiere sind seine Leidenschaft. Doch nicht Antennenlänge oder Gliederzahl interessieren den Professor – er begeistert sich für die inneren Werte der Tiere. “Jedes einzelne Insekt ist ein prall gefüllter Wirkstoffschrank”, sagt der Entomologe. Die Sechsbeiner seien die erfolgreichste Tiergruppe auf Erden, “und ich bin überzeugt, dass ihre Vielfalt sich auch in den Molekülen widerspiegelt, die sie produzieren”.

    Vilcinskas glaubt, Wirkstoffe aus den kleinen Körpern gewinnen zu können, die Krankheitserreger bekämpfen oder Getränke haltbar machen; er hofft auf Medikamente ….

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  • Die Wal-Kämpfer

    Paul Watson, Gründer der Meeresschutzorganisation Sea Shepherd, hat die Selbstjustiz auf den Ozeanen salonfähig gemacht. Mit rabiaten Methoden versuchen seine Ökopiraten, das Leben von Walen, Robben und Haien zu retten.

    Von Philip Bethge

    Wie geht das, einen Wal zu töten, tonnenschwer und sechs Meter lang, der im seichten Wasser liegt? Eine Handbreit hinter dem Blasloch muss die Lanze angesetzt werden. Ein kräftiger Druck, und wie durch Butter gleitet die blattförmige Schneide durch den Walspeck, dringt in die Wirbelsäule ein und durchtrennt das Rückenmark.

    Nur Sekunden dauert es, dann ist der Grindwal tot. So soll es eigentlich sein beim “Grindadráp”, der traditionellen Waljagd auf den Färöern. Doch dem Hamburger Studenten Nico Flathmann, 21, bot sich ein anderer Anblick.

    “Hier lagen die Wale und haben um ihr Leben gekämpft”, erzählt Flathmann und deutet auf den Steinstrand hinter sich, “das Wasser war blutrot.” Minutenlang hätten die Tiere gelitten, weil die Männer die Lanze falsch angesetzt oder “im Blutrausch” gleich zum Messer gegriffen hätten.

    Flathmann hat ein Video von der Waljagd am Hvannasund gemacht, einer Bucht im Norden des Färöer-Archipels. Männer rennen in dem Film ins Wasser und schlagen große Stahlhaken in die Blaslöcher der zuvor von Booten zusammengetriebenen Grindwale. Aus zuckenden Leibern spritzt Blut in die Höhe. Vom Ufer aus verfolgen Schaulustige das Spektakel. “Sie lachten, und es waren sogar Kinder dabei”, sagt Flathmann, “es ist erschreckend, wie viel Spaß die Leute an dem Gemetzel haben.”

    –> Originaltext auf Spiegel.de

    Flathmann ist für die Organisation Sea Shepherd im Einsatz, um den Walfängern der Färöer das Handwerk zu legen. Am vorigen Montag wurden zwei der Aktivisten von der örtlichen Polizei festgenommen, weil sie eine Waljagd behindert haben sollen. Mit zwei Schiffen und einem Team an Land sind die Meeresschützer derzeit vor Ort. Es ist die aktuelle Kampagne einer einzigartigen Umweltguerilla.

    Sea-Shepherd-Aktivisten kappen die Netze illegaler Fischer im Südpolarmeer und stellen sich Robbenschlächtern in Schottland und Finnland in den Weg. Vor Australien, Südafrika und Brasilien zerstören sie Köderleinen für Haie oder bewachen Meeresschildkröten. Mit ihren Booten fahren sie Walfängern vor den Bug, bis Stahl auf Stahl kracht . Im Hafen sprengten die Aktivisten sogar Löcher in die Rümpfe der verhassten Jagdschiffe.

    Kritiker werfen den Tierschützern “Ökoterrorismus” vor. Für ihre Anhänger jedoch sind sie die letzten großen Helden einer Umweltbewegung, die in den Siebzigerjahren mit der Gründung von Greenpeace begann und heute fast untergegangen erscheint – gäbe es da nicht “Neptuns Navy”, wie sich die Ozeanhirten nennen .

    “Wir sind eine globale Bewegung”, sagt Paul Watson, der Gründer der Organisation. Er will die Ozeane schützen, falls nötig mit Gewalt. Als Logo hat er einen Totenkopf gewählt. Dreizack und Hirtenstab kreuzen sich darunter, “Symbole für Aggressivität und Schutz”, wie Watson sagt. “Wir protestieren nicht, wir intervenieren; nur protestieren ist was für Feiglinge.”

    Für solche Sprüche lieben ihn seine Fans. Und Watson ist erfolgreicher als je zuvor. Aus einer kleinen Ökokämpfertruppe hat er eine weltweit operierende Organisation geformt. In 40 Ländern ist Sea Shepherd inzwischen aktiv. Der US-Fernsehsender Discovery Channel produziert die Serie “Whale Wars”, die Sea Shepherds Kampf gegen die japanische Walfangflotte begleitet. Das Spendenaufkommen der Organisation hat sich seit 2008 auf jährlich etwa zwölf Millionen Dollar vervierfacht.

    Acht Schiffe gehören zur Flotte der Ökopiraten. Im Januar erhielt die Organisation 8,3 Millionen Euro von einer niederländischen Wohltätigkeitslotterie. Erstmals will Watson nun ein Schiff nach eigenen Plänen bauen lassen. Seinen Crews aus Freiwilligen bietet er kaum Geld, dafür jedoch Ruhm und Abenteuer und das gute Gefühl, auf der richtigen Seite zu stehen.

    Auch für Prominente hat Watson ein Händchen. “Uns unterstützen Captain Kirk, Batman, McGyver und zwei James Bonds”, schmunzelt er: Die Schauspieler William Shatner, Christian Bale, Richard Anderson, Sean Connery und Pierce Brosnan konnte er gewinnen. Letzter Neuzugang im Sea-Shepherd-Beirat ist die “Baywatch”-Blondine Pamela Anderson.

    “Mich überrascht der Erfolg von Sea Shepherd nicht”, sagt Rex Weyler, ein ehemaliger Greenpeace-Vordenker und Wegbegleiter Watsons. “Viele Menschen sind verzweifelt, wenn sie sehen, was mit der Welt geschieht; sie bekommen Angst und wollen schnelle Lösungen und jemanden, der handelt.”

    Das Treffen mit Watson findet in einem Hotel in der Rue Boulard im Pariser Stadtteil Montparnasse statt. Watsons Brustkorb ist trotz seiner 64 Jahre immer noch breit wie ein Fass, sein Gesicht zerknautscht wie ein ungemachtes Bett. Begleitet wird er von seiner vierten Frau, der 30 Jahre jüngeren, russischen Tierrechtsaktivistin Yana Rusinovich. In Watsons Redeschwall reiht sich bald eine Räuberpistole an die nächste. Mit weißem Bart und zerzaustem Haupthaar wirkt er wie ein Seebär, der sich in die Großstadt verirrt hat.

    Watson wuchs in St. Andrews auf, einem Küstenort im Osten Kanadas. Schon in jungen Jahren arbeitete er für die kanadische Küstenwache und heuerte als Seemann auf Handelsschiffen an. Seine Aktivistenkarriere begann mit 19, als er gegen Atomwaffentests in Alaska demonstrierte. Aus der damaligen Protestbewegung ging Greenpeace hervor.

    Doch in der jungen Regenbogenkriegertruppe konnte sich der streitbare Kanadier nicht lange halten. “Er war zu machtbesessen, zu unerbittlich darin, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen und alle anderen beiseitezudrängen”, erinnerte sich Robert Hunter, einer der Greenpeace-Gründer. Vor allem mit dem späteren Chef von Greenpeace Kanada, Patrick Moore, geriet Watson aneinander. Laut Watson eskalierte der Streit im Eis von Labrador.

    “Ich leitete die Kampagne gegen das Abschlachten der Robben, und wir hatten Brigitte Bardot als Unterstützerin gewonnen”, so erzählt es Watson. Ein Hubschrauber habe bereitgestanden, um die Bardot zu den Eisfeldern zu fliegen. “Patrick verlangte mitzufliegen, ich lehnte ab: ,Patrick, du bist kein Fotograf, kein Kameramann, ich brauche dich dort nicht.’” Seine angebliche Antwort: “Lass es mich so sagen: Ich fliege in diesem Hubschrauber; und wenn ich Präsident werde, setze ich dich vor die Tür.”

    Kurz darauf wurde Moore tatsächlich Chef – und Watson musste gehen. Aber nicht nur, weil er den Hahnenkampf zweier Alphamänner verloren hatte. “Paul definierte Gewaltlosigkeit neu”, sagt Weyler. “Gandhi war ihm nicht genug; er fand es in Ordnung, Eigentum zu zerstören, auch wenn er damit gegen Gesetze verstieß.” Das aber widersprach dem gewaltfreien Greenpeace-Ethos – eine Zerreißprobe für die junge Organisation.

    Für Watson war der Rauswurf am Ende ein Glücksfall. Erst auf sich allein gestellt, konnte er seinen Aufstieg zum Fidel Castro des Meeresschutzes starten.

    Seinen ersten Walfänger rammte Watson 1978. Kurz darauf gründete er Sea Shepherd und machte fortan mit Aktionen gegen sowjetische Walfänger und kanadische Robbenschlächter von sich reden. Die Selbstjustiz auf See begründete Watson bald nicht mehr nur moralisch, sondern auch juristisch. Er beruft sich auf die World Charter for Nature der Vereinten Nationen. Dort heißt es, dass nicht nur Staaten, sondern auch “internationale Organisationen, Individuen” und “Gruppen” Umweltrecht “implementieren” und die Natur “jenseits nationaler Jurisdiktion”, also beispielsweise auf hoher See, schützen sollen .

    “Wir müssten nicht tun, was wir tun, wenn die Regierungen der Welt die Gesetze durchsetzen würden, die sie unterzeichnet haben”, sagt er. “Aggressive Gewaltlosigkeit” nennt er seine Strategie. “Wir zerstören Eigentum, das zum Töten benutzt wird; aber wir haben nie Menschen verletzt und würden dies auch nie tun.”

    Sea-Shepherd-Aktivisten werfen mit Beuteln voller stinkender Buttersäure nach den verhassten Walfängern. Sie versuchen, die Schiffsschrauben ihrer Gegner mit Stahlkabeln zu blockieren. Sie kappen Schleppnetze und zerstören Harpunen.

    Dass dabei noch niemand ernsthaft zu Schaden gekommen ist, grenzt an ein Wunder. Greenpeace zumindest hält Watsons Weg nach wie vor für falsch, moralisch wie taktisch. Wenn es einen Weg gebe, die Japaner im Walfang zu bestärken, dann sei es, “Gewalt gegen ihre Flotte” anzuwenden, so Greenpeace: “Es ist falsch, weil es Menschenleben in Gefahr bringt und die Walfänger nur stärker macht .”

    Watson ficht das nicht an. Und der Erfolg scheint ihm recht zu geben. “Unsere Mandanten sind Wale, Haie, Robben und Fische”, sagt er. Ob er das Richtige tut, misst sich für ihn einzig an der Zahl geretteter Meerestiere. 6000 Wale will Watson allein im Südpolarmeer seit 2002 vor der Harpune bewahrt haben, weil seine Schiffe die Japaner Jahr für Jahr daran hinderten, ihre für angebliche wissenschaftliche Zwecke notwendige Fangquote auszuschöpfen. Inzwischen hat der Internationale Gerichtshof in Den Haag den Wissenschaftswalfang der Japaner verboten.

    Spektakulär endete eine Sea-Shepherd-Operation im Mai, als vor Westafrika der Fischtrawler “Thunder” gurgelnd im Atlantik versank. 110 Tage lang hatten Sea-Shepherd-Boote den Trawler verfolgt. Die Aktivisten sagen, der Kapitän habe die “Thunder” am Ende absichtlich versenkt, um Beweise zu beseitigen. Der Trawler soll auf illegalem Fischzug nach wertvollem Antarktisdorsch gewesen sein.

    Die Jagd auf den Raubfischer begann bereits im Dezember vor der Küste der Antarktis. 72 Kilometer illegal ausgelegte Netze bargen die Aktivisten in den Folgewochen. Ein Fang im Wert von rund drei Millionen Dollar soll der “Thunder” entgangen sein. Schließlich soll der Kapitän entnervt aufgegeben und die Seeventile geöffnet haben. Die Sea-Shepherd-Aktivisten nahmen die Schiffbrüchigen an Bord und übergaben sie den Behörden .

    Einen ähnlichen Erfolg erhoffen sich die Sea-Shepherd-Leute nun auch auf den Färöern. Dort allerdings haben sie ein ganzes Volk gegen sich. Gut gegen Böse – Sea Shepherd bietet einfache Lösungen in einer komplizierten Welt. Schwierig wird es, wenn die Rollen nicht so klar verteilt sind.

    Der “Grindadráp” ist eine uralte Tradition . Schon die Wikinger sollen auf den Färöern Wale gefangen haben. Offizielle Aufzeichnungen der Jagd gibt es seit 1584. Rund tausend Grindwale töten die Einheimischen jedes Jahr – bei einer geschätzten Gesamtpopulation von über 700 000 Tieren. Einsehen mag auf den Inseln daher kaum jemand, warum die Jagd plötzlich aufhören sollte.

    “Der Grind ist Teil unserer Lebensart, wie das Fischen und die Schafzucht”, sagt Hendrik Akurstein, 31. Der angehende Umweltingenieur war dabei, als Anfang Mai die Grindwale in den Hvannasund getrieben wurden. Sein Holzhaus steht kaum 200 Meter von jenem Strand entfernt, an dem die Tiere verendeten. Mit seinem kleinen Motorboot half er dabei, die Meeressäuger in die Falle zu treiben. Damit war ihm ein Anteil an der Beute sicher.

    Akurstein geht hinüber in seine Garage und öffnet die Tiefkühltruhe. Neben Hühnchen und Steaks lagern dort Plastiktüten mit tiefrotem Walfleisch. “Daraus schneide ich Steaks für meine Familie”, sagt er. Auch getrocknet sei das Fleisch eine Delikatesse. Oder der Walspeck: In einer grünen Tonne sind die mehrere Zentimeter dicken, weiß glänzenden Fettstücke in Salz eingelegt.

    Einmal im Monat gibt es bei Akurstein, seiner Frau Hallgerð und ihrem drei Monate alten Baby Walfleisch zu essen. Mehr bitte nicht, empfehlen Gesundheitsexperten. Das Fleisch ist mit PCB, Dioxinen und Schwermetallen belastet .

    Ist der seltene, vergiftete Genuss wirklich das Gemetzel wert? Die Färinger sind davon überzeugt. So wichtig ist ihnen der “Grind”, dass das Parlament in der Hauptstadt Torshavn im Mai sogar ein neues Gesetz zum Schutz der Waljagd verabschiedete . Den am vorigen Montag festgenommenen Sea-Shepherd-Aktivisten drohen bis zu zwei Jahre Gefängnis.

    “Dieses Gesetz wurde extra für uns geschrieben”, schimpft Lockhart MacLean, 35, Kapitän des Sea-Shepherd-Schiffs “Sam Simon”. Strafbar ist nun bereits, wer in Verdacht gerät, gegen die Waljagd vorgehen zu wollen. “Damit sind wir gemeint”, sagt MacLean und lächelt gequält.

    Anfang Juli ist der Kapitän mit der 56 Meter langen “Sam Simon” auf den Färöern angekommen. Ein weiteres Sea-Shepherd-Schiff, die “Brigitte Bardot”, kreuzt ebenfalls in den Gewässern. MacLean hat etwa 30 Crewmitglieder an Bord. Ein bunter Haufen Freiwilliger aus aller Welt: Ashkr Audet, 20, aus Melbourne, gerade erst mit der Schule fertig, hilft auf der Brücke aus. Sven Höreth, 32, ein deutscher Kfz-Mechaniker, arbeitet an der 1800-PS-Maschine des Schiffs; Giacomo Giorgi, 34, ehemaliger Sänger einer Heavy-Metal-Band, ist Bootsmann und steuert eines der zwei schnellen Schlauchboote, die auf dem Achterdeck bereitstehen.

    Auf einem Sea-Shepherd-Schiff geht es zu wie in einer Jugendherberge für Weltverbesserer. Das Essen ist vegan, die Stimmung gut. Hier auf den Färöern allerdings suchen die Aktivisten noch nach der richtigen Strategie. “Im Moment ist es uns erst mal wichtig, Präsenz zu zeigen, um die Färinger nervös zu machen”, sagt MacLean. Auf einer Seekarte hat er die “Killing Beaches” der Einheimischen mit rosa Klebepunkten markiert, 18 an der Zahl. Dort ist die Grindwaljagd offiziell erlaubt.

    Mit dem Finger fährt der Frankokanadier auf der Karte den für diesen Tag geplanten Kurs ab. Dann blickt er hinaus auf das bleierne Meer und die Inseln, die jetzt im Sommer wie mit grünem Samt überzogen wirken. Die See ist heute ruhig, die dunklen Wolken liegen tief, “ein gefährlicher Tag für Wale”, sagt MacLean. Genau an solchen Tagen lassen sich die Tiere gut sichten und an die Strände treiben.

    Wenig später lassen die Aktivisten ihre Schlauchboote zu Wasser, um in den Buchten zu patrouillieren. Kündigt sich eine Waljagd an, tauchen allerdings sofort Polizeiboote auf. Die Färinger haben eine Bannmeile eingerichtet. Sogar zwei Fregatten der dänischen Marine folgen den Sea-Shepherd-Schiffen rund um die Uhr.

    “Mit dänischer Hilfe wird hier ein Gesetz durchgesetzt, dass das Abschlachten von Walen schützt”, sagt MacLean. Die Grindwaljagd verstoße nicht nur gegen EU-Recht, sondern auch gegen das Übereinkommen zur Erhaltung wandernder Tierarten. Optimistisch ist MacLean trotzdem: “Früher oder später wird es auch hier keinen Walfang mehr geben, die Färinger haben es nur schwer, das zu schlucken.”

    “Man gewinnt diese Dinge nicht über Nacht”, sagt Paul Watson bei dem Treffen in Paris. Der Sea-Shepherd-Gründer hat gelernt, mit Rückschlägen fertig zu werden. Auf den Färöern etwa kann er nicht selbst dabei sein, weil er aktuell auf einer Fahndungsliste von Interpol steht. Costa Rica und Japan fordern seine Auslieferung.

    In Costa Rica soll er im April 2002 sechs Haifischflossenjäger in Lebensgefahr gebracht haben, als er deren Boot attackierte. Die Japaner machen ihn für das Entern eines ihrer Walfangschiffe vor fünf Jahren in der Antarktis verantwortlich. Deutsche Bundespolizisten nahmen die Interpol-Notiz im Mai 2012 ernst und verhafteten Watson am Frankfurter Flughafen. Doch der Tierschützer kam auf Kaution frei – und floh. Monatelang verschwand er von der

    Bildfläche, “im Südpazifik, auf verlassenen Inseln”. Inzwischen versucht er, die Sache juristisch zu klären. In Frankreich genießt er eine Art Asyl. Das Land hat ihm zugesichert, die Interpol-Fahndung vorläufig zu ignorieren. Auch in die USA darf Watson reisen.

    “Die Vorwürfe sind politisch motiviert”, wettert der Tierschützer. Um Sea Shepherd nicht zu schaden, hat er kürzlich trotzdem alle Ämter niedergelegt. Darin sieht er sogar einen Vorteil. Die zuvor zentral gelenkte Organisation sei nun in viele einzelne Ländergruppen aufgegangen. “Das macht uns flexibler.”

    Außerdem hat Watson Sea Shepherd Legal ins Leben gerufen. Künftig will er seine Gefechte nicht nur auf See, sondern auch im Gerichtssaal führen.

    “Sie haben geglaubt, dass sie uns ausschalten könnten”, sagt Watson, “stattdessen sind wir stärker als je zuvor.”

    Und welche Rolle ihm künftig zufalle bei Sea Shepherd? Watson zögert keine Sekunde: “Ich bin der Admiral.”

    Mail: philip_bethge@spiegel.de , Twitter: @philipbethge

    –> Originaltext auf Spiegel.de

  • Sie lebt

    Ein Spielfilm feiert Bernhard Grzimek als Naturschützer der ersten Stunde. Die Serengeti in Afrika war der Sehnsuchtsort des Zoodirektors, ihre Rettung war sein Lebenswerk. Was ist aus dem Vermächtnis des großen Tierliebhabers geworden?

    Von Philip Bethge – DER SPIEGEL 14/2015  VIDEO

    Khetho Ncube hat schon viele Könige aus dem Dickicht springen sehen. “Häufig sitzen die Löwen dort im Schilf und warten auf Tiere, die zum Wasser wollen”, sagt der Tansanier und zeigt hinüber zum Ufer des nahen Flüsschens. Seine Winchester, geladen mit Patronen vom Großwild-Kaliber .458, hält der bullige Wildführer dabei fest in der Linken.

    Beruhigend. Denn wer in der Serengeti spazieren geht, fühlt sich schnell wie Löwenfutter.

    “Immer in meiner Nähe bleiben”, hatte Ncube am Morgen gemahnt, als die Sonne langsam den Himmel über der blassgelben Savanne eroberte. Für den Ernstfall vereinbarte er Handzeichen: stopp, langsam zurück, hinhocken.

    Jetzt eilt der Wildführer voraus, hinter sich eine in Ehrfurcht verstummte Touristenschar. Ein junger Massai im königsblauen Gewand, den traditionellen Mkuki-Speer in der Hand, geht am Ende der Wandergruppe, wohl als Attraktion für die Gäste, vielleicht aber auch tatsächlich, um rechtzeitig vor Simba, Tembo und Chui zu warnen. So heißen Löwe, Elefant und Leopard in der Landessprache Kisuaheli.

    Ncube liest den Savannenboden wie eine Karte, findet den Kot von Hyänen, weiß vom Kalzium der Knochen ihrer Opfer, und Elefantendung voll spitzer Akaziendornen (“Niemals drüberfahren, sonst ist der Reifen platt”). Dann hebt er die Hand. Die Besucherkarawane kommt zum Stillstand. Vier Kaffernbüffel galoppieren unweit vorbei, muskulöse Fleischberge mit furchterregenden Hörnern.

    “Die gefährlichsten der großen Wildtiere”, flüstert Khetho Ncube, der für einen Reiseveranstalter arbeitet. “Die sollte man nicht überraschen.” Gereizte Elefanten würden erst mal eine Scheinattacke führen, Ohren nach vorn, wütend peitschender Rüssel, berichtet der Wildführer, “aber wenn ein Büffel angreift, ist man in Todesgefahr”.

    “Walking Safari” heißt das Abenteuer, an dem an diesem Tag zum Beispiel Pat Kurtiniatis und Mike Cramer teilnehmen, ein Rentnerpaar aus dem Orange County in Kalifornien. Die Reise stand bei ihnen auf jener Liste wichtiger Dinge, die sie noch tun wollten in ihrem Leben.

    Der Serengeti-Nationalpark in Tansania, etwa so groß wie Schleswig-Holstein, ist eines der letzten großen Wildnisgebiete der Erde, ein Sehnsuchtsort der Menschheit auf der Suche nach dem Natürlichen, Unberührten, Ursprünglichen. Kaum einer wusste das besser als Bernhard Grzimek , der langjährige Direktor des Frankfurter Zoos, der vor mehr als 55 Jahren mit seinem Sohn Michael in diese endlose Savanne kam und den Dokumentarfilm “Serengeti darf nicht sterben” drehte.

    Am kommenden Freitag zeigt die ARD einen neuen Spielfilm über Grzimek , den Deutschen, der nicht weniger vorhatte, als die Fauna Afrikas zu retten. In der Hauptrolle: Ulrich Tukur, der den Mann als visionären Tierschützer gibt, als sendungsbewussten Ökopionier – und großen Frauenhelden.

    –>> Artikel im Original auf SPIEGEL Online lesen

    In modischem Einreiher, das Silberhaar sorgsam gescheitelt, plauderte Grzimek in seiner Fernsehsendung “Ein Platz für Tiere” weitgehend konzeptfrei über See-Elefanten und Trompeterschwäne, über doppelköpfige Nattern oder Paradiesvögel, während ihn ein passender tierischer Partner aus dem Frankfurter Zoo umspielte.

    Weltweite Berühmtheit verschaffte sich der Tierheger allerdings erst, als er nach Afrika aufbrach und mit “kreuzzüglerischem Pathos vor der Vernichtung der letzten frei lebenden Großwildherden Afrikas warnte”, wie der schrieb.

    Die britische Verwaltung des damaligen Tanganjika beabsichtigte, die Grenzen des Serengeti-Nationalparks neu zu ziehen, um dem Wunsch der Massai nach mehr Weideflächen zu genügen. Doch welche Grenzen sollten das sein? Grzimek und sein Sohn lernten fliegen, reisten mit einem zebragestreiften Kleinflugzeug nach Ostafrika und zählten mit der Sorgfalt preußischer Verwaltungsbeamter die in der Serengeti lebenden Gnus (99 481), Zebras (57 199) und Grant- sowie Thomson-Gazellen (194 654) , um deren Wanderwege zu bestimmen.

    Die Erlebnisse in der Savanne verarbeitete Grzimek zu dem Film “Serengeti darf nicht sterben”. Das Werk (Grzimek: “Nebenbei gedreht”) trug ihn auf den Gipfel seines Ruhms und wurde 1960 mit einem Oscar ausgezeichnet. Sohn Michael erlebte den Triumph nicht mehr: Er war im Januar 1959 noch während der Dreharbeiten mit der Dornier Do 27 des Duos abgestürzt.

    Der Vater verschrieb sich umso entschlossener der Aufgabe, die Serengeti zu bewahren. Als er 1987 starb und neben seinem Sohn am Rand des Ngorongoro-Kraters beerdigt wurde, war die Wildnis der Serengeti weltberühmt.

    Doch was ist aus Grzimeks Vermächtnis geworden? Wie steht es um die Serengeti, fast 30 Jahre nach dem Tod des zoologischen Dampfplauderers? Und, viel grundsätzlicher: Kann es auch in dieser immer dichter bevölkerten Welt gelingen, der Großfauna, also Elefanten, Nashörnern, Büffeln oder Löwen, ein dauerhaftes Überleben in freier Wildbahn zu garantieren?

    Antworten gibt es vor Ort, am besten direkt im Herzen des Nationalparks, in Seronera. Der Ort, kaum mehr als ein paar versprengte Häuser, ist Sitz der Parkverwaltung. Grzimek ist hier immer noch präsent. Als Pappkamerad steht er im Besucherzentrum neben dem ersten Staatspräsidenten Tansanias, Julius Nyerere.

    Grzimeks Statthalter vor Ort heißt Robert Muir, Afrikachef der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) mit ihrem Gorilla-Logo. Der drahtige Brite empfängt auf der Veranda seines kleinen Wohnhauses, von der aus der Blick über die weite, mit Akazien und Buschwerk gesprenkelte Ebene geht. Unweit weiden Antilopen und Giraffen. Später wandern zwei Elefanten nur wenige Meter am Haus vorbei.

    “Grzimeks Arbeit war visionär”, sagt Muir, “er hat Nyerere überzeugt, die Parkgrenzen so zu legen, dass die Tiere ihren Wanderwegen folgen können.”

    Rund zwei Millionen Weißbartgnus, Zebras und Thomson-Gazellen ziehen im Jahresrhythmus durch die Serengeti und die angrenzenden Gebiete , fünfmal mehr als noch zu Grzimeks Zeiten. Über 26 000 Quadratkilometer erstreckt sich ihre Wanderung, von Tansania nach Kenia in das Massai-Mara-Schutzgebiet und zurück, durch die Flüsse Mara, Grumeti und Mbalageti, in denen die Krokodile lauern.

    Das Naturwunder der Serengeti, es existiere noch, sagt Muir. Doch der Druck wächst. Rund 170 000 Touristen aus aller Welt besuchen jährlich den Wildnispark. Geht es nach der tansanischen Nationalparkbehörde (Tanapa) , sollen es künftig jedoch noch mehr werden. Gleichzeitig kommen Wilderer in das Gebiet – auf blutiger Jagd nach Elfenbein und Nashorn.

    Und immer mehr Menschen leben um den Park herum. Rodung, Landwirtschaft, Viehherden und Wasserknappheit bedrohen das Ökosystem. Hinzu kommt der Klimawandel, der den uralten Kreislauf durcheinanderzubringen scheint – wie in diesem Jahr, in dem die ersehnten Regenfälle bislang fast vollständig ausgeblieben sind.

    “Für Tansania steht sehr viel auf dem Spiel”, sagt Muir. Ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts wolle das Land künftig mit Tourismus erwirtschaften, berichtet er. Gleichzeitig gebe es internationale Verpflichtungen, den Naturreichtum zu erhalten, immerhin gehöre die Serengeti “zu den Top Drei der Nationalparks der Erde”, neben Galápagos und Yellowstone.

    Was auf dem Spiel steht, lässt sich am folgenden Morgen erahnen, als es im Land Rover Richtung Süden geht. Hunderte Gnus und Zebras galoppieren entlang der Straße in langen Reihen über die Savanne, eine endlose Kolonne schnaufender und blökender Tierleiber, die zusammen- und wieder auseinanderzufließen scheinen wie die Strudel eines Flusses, der sich über das Land ergießt.

    Elefanten mit ihren Jungen trotten gemächlich durch den aufgewirbelten Staub, während Warzenschweinfamilien mit hoch erhobenen Schwänzchen über die Ebene sprinten. Unter einem Busch, kaum fünf Meter von der Straße entfernt, labt sich ein Rudel Löwen an den Eingeweiden eines frisch erlegten Gnus. Die Schnauzen rot von Blut, reißen sie schwer atmend Fleischbrocken aus dem Tierkörper heraus, direkt daneben parken die Geländewagen der Touristen.

    Aus den geöffneten Wagendächern ragen die Köpfe bleicher Amerikaner und Europäer heraus, deren ununterbrochen klickende Kameras mit ihren Teleobjektiven wirken wie seltsame Körperanhängsel. Die Löwen stört es nicht im Geringsten.

    Die ruhig fressenden Großkatzen neben den schier endlosen Herden – der Tod, so alltäglich, wirkt fast profan angesichts des üppigen Lebens ringsumher.

    Doch der Bilderreigen des anscheinend Wilden, Ursprünglichen trügt. Der natürliche Kreislauf ist auch in der Serengeti längst gestört. Nach einer Stunde Fahrt ist die Ranger-Station von Moru im Süden des Nationalparks erreicht. Hier hat Philbert Ngoti von der Anti-Wilderei-Einheit der Tanapa das Sagen. Zusammen mit 51 Wildhütern kontrolliert Ngoti ein tausend Quadratkilometer großes Gebiet, um die letzten rund 30 Spitzmaulnashörner der südlichen Serengeti zu schützen.

    Im Rest des Parks tummeln sich weitere 20 dieser Tiere; jedes von ihnen hüten die Ranger wie eine kostbare Preziose. Denn für Wilderer ist derzeit nichts so wertvoll wie das Horn der massigen Huftiere. “Wenn ein Wilderer zwischen einer Gruppe von Elefanten und einem Nashorn wählen kann, wird er das Nashorn töten”, erzählt Ngoti. Der Schwarzmarktpreis für das Horn, dessen Material dem von Fingernägeln gleicht, liege in Vietnam oder China bei mehreren 10 000 US-Dollar pro Kilogramm, berichtet der Ranger. Ein “lukratives Geschäft”, das er mit seinen Kollegen zu verhindern sucht.

    “Die Wilderer sind gut bewaffnet”, sagt Ngoti, “aber wir sind es auch.” Immer wieder komme es zu Feuergefechten. “Wer nicht vorsichtig und gut trainiert ist, kann hier leicht sein Leben verlieren”, sagt er.

    Die Ranger haben vielen der Nashörner einen Sender ins Horn implantiert. So können die Tiere leicht aufgespürt – und beschützt – werden. Mit dem Pritschenwagen geht es von Moru aus querfeldein über die Savanne. Einer der Männer streckt eine Antenne in den Himmel. Immer lauter wird das rhythmische Klicken des Empfängers. Dann taucht, zunächst kaum sichtbar gegen das gelbe Savannengras, ein massiges Nashorn in der Ferne auf. Rajabu haben es die Männer getauft, ein Bulle, über 40 Jahre alt. Gegen den Wind nähern sich die Ranger dem Tier. Es blickt herüber, zögert. Nashörner sind Einzelgänger, scheu und gleichzeitig gefährlich. Attacke oder Flucht: Ngoti hat schon beides erlebt. “Wenn wir zu schnell zu nah kommen, wird das Tier angreifen”, warnt er. Schließlich trollt sich das tonnenschwere Wesen.

    Ngoti und seine Männer können durchaus stolz auf ihre Arbeit sein. Denn Anfang der Neunzigerjahre hatten Wilderer die Nashörner in der Serengeti auf nur noch zwei Weibchen dezimiert. Aus dem nahen Ngorongoro-Schutzgebiet wanderte 1993 dann Rajabu in das Gebiet ein. Ein Glücksfall: Während das Abschlachten der Tiere in Südafrika eskaliert (Spiegel 11/2015) , wächst die Population in der Serengeti.

    “Im Moment werden fünf bis sechs Kälber jährlich geboren”, sagt Ngoti. Nur ein einziges Nashorn sei im vergangenen Jahr von Wilderern getötet worden.

    Ähnlich verhält es sich mit den Elefanten. Ihre Zahl liegt im Serengeti-Ökosystem nach einer Zählung von vergangenem Jahr bei rund 6000 Tieren – fünf Jahre zuvor waren es 3068. “Wir sehen sehr viele Jungtiere”, schwärmt ZGF-Mann Muir. Dabei geht der Trend in Tansania eigentlich in die andere Richtung: 2009 lebten rund 109 000 Elefanten in Tansania. Bei der jüngsten Erhebung 2014 waren es nur noch rund 44 000.

    Warum geht es den Tieren in der Serengeti besser? Das Erfolgsrezept der Tanapa sei es, sagt Muir, ständig Präsenz zu zeigen. Über 300 Ranger würden im Park patrouillieren. Auch die Touristen helfen. “Je mehr Leute hier herumfahren, desto schwieriger ist es für die Wilderer, versteckt zu operieren”, sagt der Biologe.

    Doch der Erfolg gegen die Wilderer im Park ist ein Pyrrhussieg, solange die Hintermänner nicht gefasst werden. Wie Kriminalisten sind die Tanapa-Experten daher auch in den umliegenden Dörfern im Einsatz. Wo wird die Schmuggelware gelagert? Über welche Kanäle gelangt sie nach Übersee? Woher kommen die Waffen?

    Der Kampf um die Serengeti muss vor allem außerhalb des Nationalparks gewonnen werden. Und dabei geht es nicht nur um die Wilderei allein. Drei bis vier Millionen Menschen leben heute in den Dörfern um das Schutzgebiet – weit mehr als noch zu Grzimeks Zeiten.

    Wilddiebe legen Drahtschlingen aus, in denen sich jährlich Tausende Gnus, Zebras oder Impalas verfangen und elend zugrunde gehen. Immer näher rücken die Felder der Einheimischen an die Parkgrenzen heran. Der Wasserhaushalt des Gebiets wird verändert, die Wanderschaft der Tiere behindert. Im Gegenzug trampeln marodierende Elefanten durch die Mais- und Hirsefelder der Menschen.

    Den Löwen wiederum gilt das Vieh als leichte Beute. Die Rache der Hirten kann ihnen gewiss sein. Gerade wieder sind zehn der Raubkatzen westlich des Parks vergiftet aufgefunden worden.

    Besonders schwierig ist die Situation östlich des Parks, in den Schutzgebieten Loliondo und Ngorongoro. Dort siedeln vor allem Massai. Das Hirtenvolk lebt traditionell mit seinen Rinderherden, die als Statussymbol gelten. Immer mehr Massai und damit auch immer mehr Rinder sind in den vergangenen Jahren in die Gegend eingewandert. Inzwischen ist das Land stark überweidet. Die Massai würden ihr Vieh gern in die Serengeti treiben. Doch das dürfen sie nicht.

    “Die Hirten sehen eine Menge Gras auf der anderen Seite”, erläutert ZGF-Mann Muir, “das führt zu Spannungen.” Ein Streit um die Grenzziehung des Parks ist entbrannt; manche der Landrechte außerhalb des Schutzgebiets sind bis heute ungeklärt. Und seit langer Zeit schon ist man sich nicht einig, wer genau über die Nutzung des Landes entscheiden darf. Im Oktober sind Parlamentswahlen in Tansania, darum ist alles hier im Moment politisch. Auch die Serengeti.

    “Die Gemeinden in der Nähe profitieren noch nicht genug vom Nationalpark”, sagt Muir. Tanapa und ZGF versuchen daher seit Jahren, den Einheimischen alternative Einkommensquellen zu eröffnen, die im Einklang mit dem Naturschutz stehen.

    In Nyichoka beispielsweise, einem Dorf etwa 30 Kilometer westlich des Nationalparks, haben sich an diesem Tag die Mitglieder der “Sinduka Cocoba Group” um einen runden Tisch versammelt, auf dem ein blauer, mit drei Schlössern gesicherter Metallkasten steht. Nach einem festgelegten Ritual wird die Box entriegelt. Zum Vorschein kommen vier mit Geldscheinen gefüllte Plastikdosen. Sie enthalten das Gesamtvermögen der örtlichen “Naturschutzbank”. Reihum zahlen die Männer und Frauen sogenannte Anteile von jeweils 4000 Tansania-Schilling ein (etwa zwei Euro). Dann werden Schulden getilgt und Auszahlungen getätigt.

    An jedem Samstag kommen die Mitglieder der Bank zusammen. Der Sinn der Geldschieberei: Die Dorfbewohner vom Stamm der Ikoma legen zusammen, um ihren Mitbürgern später Mikrokredite gewähren oder selbst welche in Anspruch nehmen zu können. Das Geld investieren sie in Projekte, die ihnen den Lebensunterhalt sichern. Einzige Bedingung für die Finanzspritze: Die Natur darf durch die Unternehmungen nicht beeinträchtigt werden.

    Agnes Marongoli beispielsweise hat mithilfe der Kredite gemeinsam mit ihrem Mann Maro ein kleines Kulturzentrum aufgebaut. Vor einer von ihnen errichteten traditionellen Hütte führt eine Tanzgruppe den “Singori” auf, einen Erntedanktanz. Touristen kommen hierher, um Kunsthandwerk zu kaufen und sich die uralten Tiermythen der Ikoma anzuhören. Zusätzlich verkaufen die Marongolis Honig an die Hotels der Gegend – auch die Bienenstöcke haben sie mit Mikrokrediten finanziert.

    “Wir waren Jäger”, sagt Marongoli, “jetzt profitieren wir von den Touristen, die in unsere Läden kommen.” Das Geschäft lohnt sich für sie, die nie eine Ausbildung bekommen hat: Ihre acht Kinder kann sie nun auf die Schule schicken.

    Die Gemeinden rund um Nyichoka haben ihr gesamtes Land zum Wildtier-Schutzgebiet umgewidmet. Bewusst verzichten sie auf Ackerbau, Jagd und Viehzucht. Das Gebiet grenzt direkt an den Nationalpark und ist eine Art Wildnis-Pufferzone. Die Tiere profitieren von der Erweiterung ihres Lebensraums. Gleichzeitig können die Gemeinden ihr Land direkt an Tourismusunternehmen verpachten. Acht Luxuszeltlager für Touristen sind in der Gegend entstanden.

    Im vergangenen Jahr sei dadurch rund eine halbe Million US-Dollar in die Gemeindekassen gespült worden, berichtet Masegeri Rurai, der die “Ikona Wildlife Management Area” für die ZGF betreut.

    Vom Tourismus im Nationalpark selbst profitiert die lokale Bevölkerung jedoch kaum. Mit den Gewinnen finanziert die Tanapa vor allem den Unterhalt der anderen 15 Nationalparks in Tansania, die kaum Einnahmen haben.

    Naturschutz ist ein teures Geschäft. Und der Tourismus muss ihn finanzieren. Doch wie ist die Balance zu halten? Im Massai-Mara-Schutzgebiet in Kenia stehen die Geländewagen in der Hauptsaison in langen Schlangen vor jedem Löwenrudel. Im Vergleich dazu wirkt die Serengeti menschenleer. Und das ist so gewollt.

    Zurück in Seronera wartet schon Tanapa-Mitarbeiter Godson Kimaro, Chef der Tourismusabteilung der Serengeti. “Wir wollen mehr Gäste hier haben”, sagt Kimaro, “aber gleichzeitig muss der Tourismus nachhaltig bleiben”. Rund 2700 Betten in etwa 120 Safari-Camps gibt es im gesamten Park. Kimaro plant etwa 550 zusätzliche Betten für die nächsten Jahre. Das muss dann aber auch reichen.

    Gleichzeitig will er das Angebot für die Gäste attraktiver machen. Neben den traditionellen “Game Drives” gibt es heute schon Heißluftballonfahrten. Spezielle Kurse für Tierfotografie, mehrtägige Wandertouren oder Dinnerpartys in der Wildnis schweben Kimaro vor.

    Für so viel Exklusivität muss man ordentlich zahlen: Schon der Eintritt in den Park kostet 60 US-Dollar, pro Tag. Dazu kommt die Übernachtung, die schon in den Safari-Zeltlagern 500 US-Dollar kosten kann. Wer ein echtes Dach über dem Kopf vorzieht, zahlt leicht das Doppelte.

    Fast ausschließlich aus Übersee sind daher die Gäste der Four Seasons Safari Lodge Serengeti, einer Hotelanlage nördlich von Seronera. Von der breiten Terrasse mit ihren edlen Sitzecken aus geht der Blick auf einen azurblau schimmernden Swimmingpool. Unterhalb des Beckens und kaum zehn Meter dahinter befindet sich ein künstlich angelegtes Wasserloch, das sich aus dem geklärten Brauchwasser des Hotels speist.

    An diesem Abend ist eine komplette Elefantenherde an der Tränke erschienen, dazu Impalas und eine Gruppe von Kaffernbüffeln. In der Ferne ziehen Giraffen. Langsam senkt sich die Sonne. Kellner reichen eisgekühlte Getränke. Ein warmer Wind umfächelt die Touristen. Es ist das perfekte Out-of-Africa-Abziehbild inklusive der Schirmakazien, die sich gegen den Himmel abzeichnen.

    Vielleicht ist genau dies das Schicksal der Wildnis: dass sie sich nur als kitschige Postkarte erhalten lässt, als ein Ort temporärer Zivilisationsflucht.

    “Die Natur aber bleibt ewig wichtig für uns”, schrieb Grzimek in seinem Serengeti-Buch. Politische Sorgen hingegen führten dann nur noch “ein Buchstabenleben” in Geschichtsbüchern. “Aber ob dann noch Gnus über die Steppen stampfen und nachts Leoparden brüllen, das wird den Menschen immer noch etwas bedeuten.”

    –>> Artikel im Original auf SPIEGEL Online lesen

    [box]Wenn Bernhard Grzimek (1909 bis 1987), der damalige Direktordes Frankfurter Zoos, “Ein Platz für Tiere” moderierte, schauten in den Sechziger- und Siebzigerjahren Millionen zu. Grzimek war scharfzüngiger Tierschützer, Enzyklopädist (“Grzimeks Tierleben”) und Regisseur. Sein Film “Serengeti darf nicht sterben” verschaffte ihm Weltruhm.[/box]

  • Die Qual der Wale

    Von Philip Bethge, DER SPIEGEL 38/2014

    Vor einigen Wochen bereiste ich die Ostküste der USA. Auf der Insel Nantucket, einst Hochburg des Walfangs, erfuhr ich im örtlichen Museum, dass die Indianer die Tiere dort vor 400 Jahren mit kleinen Booten noch direkt vom Strand aus jagen konnten – so viele Wale gab es damals im Atlantik. Dann fuhren wir zum Whale-Watching hinaus aufs Meer, und ich erlebte, wie drei Buckelwale nebeneinander unter unserem Schiff hindurchtauchten – ein unvergesslicher, magischer Moment.

    Die Meeressäuger lassen uns nicht kalt. Diese Wesen sind intelligent, leidensfähig und hochgradig sozial. Das oftmals frustrierende Ringen um den Schutz dieser Tiere darf deshalb nicht aufhören – das Engagement der Artenschützer auf der Tagung der “International Whaling Commission” diese Woche in Slowenien ist sogar wichtiger denn je. Island jagt immer mehr bedrohte Finnwale und exportiert das Fleisch nach Japan. Norwegen vermeldet steigende Zahlen getöteter Zwergwale. Die Grönländer jagen weiter und locken “abenteuerlustige Gourmets” auf ihrer Tourismus-Website mit “Mattak”, Walspeck, ins Land. Und Japan will weiter unter dem Deckmantel der Forschung Walfang betreiben. All das untergräbt das kommerzielle Walfangmoratorium und macht wütend.

    Wer etwas dagegen tun will, kauft keinen Fisch mehr von Firmen wie der isländischen HB Grandi, die eng mit dem Walfang verbunden ist. Auch den Besuch von Delfinarien sollten wir uns sparen. Die Delfinschlächter in der Bucht von Taiji in Japan richten in diesem Jahr auch deshalb wieder ein Massaker an, weil sie einige wenige der Tiere für viel Geld an Zoos verkaufen können. Jedes Delfinarium, auch das in Duisburg oder Nürnberg, befördert eine Kultur, die Meeressäuger zu Clowns macht. Das Fangen und Töten von Walen und Delfinen passt nicht mehr in die Zeit. Sie endlich in Ruhe zu lassen würde uns Menschen ehren.

  • Hydropower Struggle: Dams Threaten Europe’s Last Wild Rivers

    Europe’s last remaining wild rivers flow through the Balkans, providing stunning scenery and habitat to myriad plants and animals. But hundreds of dam projects threaten to do irreparable harm to the region’s unique biospheres — to provide much needed electricity to the people who live there.

    By Philip Bethge

    How did Europe’s rivers look before they were tamed — back when they were allowed to flow freely through the beds they spent centuries carving out?

    Most of the Continent’s waterways, like the Elbe, the Rhine and the Danube, have long since been hemmed in. But examples of Europe’s largely vanished wilderness remain. Such as the Vjosë, which flows unfettered through its valley in southwestern Albania, splitting off into tributaries that once again flow together in a constant game of give-and-take with solid ground.

    “With every flood, the Vjosë shifts its course,” says Ulrich Eichelmann, a conservationist with the organization RiverWatch, as he looks across to the narrow ribbon of alluvial forest that clings to the side of the valley. “The river fills the entire valley,” says the 52-year-old. “Such a thing in Europe can only be found here, in the Balkans.” Then he pauses. On the opposite shore, a cormorant takes flight.

    The Vjosë: 270 kilometers (168 miles) of river landscape, from the Pindus Mountains of Greece all the way down to the Adriatic Sea. Not a single dam disturbs the water’s course. No concrete bed directs its flow. And every pebble tells a story, says Eichelmann — of pristine mountain enclaves, of waterfalls, gorges and lakes.

    The ‘Blue Heart of Europe’

    The Vjosë is not alone. Several crystal clear, untamed rivers rush through many countries in the region. “The blue heart of Europe beats in the Balkans,” says Eichelmann, who, together with environmental organization EuroNatur, works to preserve these natural water systems….

    –> Continue reading at DER SPIEGEL International

  • Flipper Fail: Dolphins May be Dumber Than We Think

    For decades, it’s been common knowledge that dolphins are among the world’s smartest species. Now some researchers — and a new book — argue the supposed underwater geniuses aren’t so special after all.

    By Philip Bethge

    Their social lives are complex, and they can congregate in large groups. Their heart rates increase when they notice a family member suffering. They sound the alarm when they discover food or a potential threat. And experiments have shown they even anticipate future events.

    Biologist Justin Gregg is talking about chickens.

    Chickens, says Gregg, “are not as dim-witted as popular opinion would have us believe.” He adds, “Some of these complex behaviors have also been observed in dolphins.”

    Really? Are chickens as smart as dolphins? Or, to put it differently: “Are dolphins really smart?” This is the question Gregg, a zoologist with the US-based Dolphin Communication Project, asks in his new book of the same name. And he isn’t the only one finding fault with Flipper’s brainpower.

    For more than 50 years, the dolphin has been viewed as an especially intelligent creature, grouped together with human beings and great apes. But now a dispute on the subject has erupted among scientists, and the smart aleck of the seas may end up being just an average mammal. “We put them on a pedestal for no reason and projected a lot of our desires and wishes on them,” says neuroethologist Paul Manger of the University of the Witwatersrand in South Africa. According to the professor, the claims that dolphins have a particularly complex brain, use a sophisticated language, are self-aware and can use tools are nonsense.

    In some cases, says Manger, dolphins — which are small whales — are even outdone by goldfish. When goldfish are placed in a bowl, he explains, they at least try to escape by boldly jumping out, whereas dolphins that have been captured in nets won’t even think of jumping to freedom. “The idea of the exceptionally intelligent dolphin is a myth,” Manger concludes.

    Origins of the Dolphin Myth

    In the 1950s, physician and neuroscientist John Lilly played the crucial role in the elevation of dolphins from the status of stupid, fish-like creatures with excellent swimming skills to that of underwater know-it-all. In eerie-sounding experiments, Lilly attached electrodes to the brains of living dolphins to stimulate neurons. One day, a dolphin hooked up to his equipment began making loud noises as it approached its horrible death. When Lilly slowed down and played back the audio recordings, he concluded the dolphin was trying to communicate with its tormenters.

    After further experiments, Lilly became convinced dolphins had a human-like faculty of speech and attempted to establish contact with the marine mammals. His desire to communicate was so great he administered LSD to himself and the dolphins in the hopes of stimulating conversation.

    He soon moved to the American West Coast, where he became a spiritual leader of the hippy generation and wrote books in which he combined New Age ideology with half-baked dolphin research. The animals, Lilly gushed, were “more intelligent than any man or woman.” He even attributed them philosophy, ethics and an “ancient vocal history.”

    Lilly’s muddled legacy shapes our image of dolphins to this day. Artists paint watercolors of the animals swimming through outer space. In popular lore, dolphins serve as ambassadors of peace and unconditional love, and, the more out-there believe they possess miraculous healing powers and can teleport space-age settlers to Mars. Behavioral scientists, along with most reasonable people, agree this is all nonsense. Still, the size of dolphins’ intellect remains a matter of dispute.

    What’s a Big Brain Worth?

    One measure scientists use to determine a creature’s intelligence is brain size — given the theory that the more a brain weighs relative to the body, the smarter the animal. A human brain, which weighs about 1,300 grams (46 oz.), makes up about 2 percent of body weight. A chimpanzee’s brain comprises 0.9 percent of its weight, while the corresponding number in elephants, with their brains weighing in at more than 4.5 kilograms (9.9 lbs.), is 0.2 percent. Dolphins do well by comparison. The brain of a bottle-nosed dolphin, for example, weighs more than 1,800 grams, or 0.9 percent of its average body weight.

    It seems logical that dolphins deserve to be included in the animal Mensa Society. But does a large brain mean the same in marine mammals as it does in terrestrial animals? In 2006, Paul Manger noted that whales developed a large brain in order to keep the organ from becoming hypothermic, and thereby useless, in cold water.

    Manger described an unusually high density of so-called glial cells in the animals’ brain matter. He explained that these cells act like tiny ovens to keep the brain warm. Besides, he added, dolphins have a relatively simple brain structure, and noted: The essential features of complex neural processing of information, as observed in other mammals, are missing or poorly developed.”

    No Better Than Mealworms?

    Manger has now upped the ante with a new paper in which he claims behavioral studies involving dolphins are flawed and therefore not very informative. For instance, while zoologists have observed that dolphins can distinguish between the concepts “many” and “few,” Manger notes: “This has also been demonstrated in yellow mealworms.”

    On the other hand, some bottle-nosed dolphins on Australia’s west coast have learned to hold sponges over their snouts while they root around on the ocean floor. Is this a case of tool-use, indicating a high level of intelligence? Manger is skeptical. “Exactly what the dolphins do with the sponges remains unknown,” he says, noting that the evidence they use them as tools is “flimsy.”

    Another example is dolphins’ alleged talent for language. In one experiment, researchers were able to teach bottle-nosed dolphins 40 symbols. The animals were even capable of correctly interpreting combinations of the symbols, Manger admits, but African grey parrots and California sea lions can also learn this type of symbol-based language.

    The scientific community is similarly divided over what zoologist Gregg calls “Dolphinese.” It is known that every dolphin can identify itself with its own “signature whistle.” The marine mammals use many other acoustic signals, he adds. But is this truly special? The tail-wagging dance of bees is also very complex, says Gregg. “It’s probably not the case that dolphins have their own language, which is as complex as human language,” says the expert in animal communication.

    Dolphin Defenders

    So is the dolphin actually the dummy of the seas? Most dolphin researchers are offended by such remarks. “To put it bluntly, most of that is bullshit,” says Karsten Brensing, a marine biologist with the organization Whale and Dolphin Conservation (WDC). Manger and Gregg are losing sight of the “total package” when they compare the marine mammals’ individual abilities with those of mealworms or bees, he says. “You can use similar arguments to prove that people aren’t intelligent.”

    Lori Marino, a neuroscientist at Emory University in Atlanta, also has strong objections to Manger and Gregg’s conclusions. “We shouldn’t dismiss decades of peer-reviewed scientific work,” she says, noting there are overwhelming indications that dolphins possess a high degree of intelligence. For instance, scientists have observed how the animals work together to encircle schools of fish. To cultivate relationships, they spoil each other with their own form of “petting” behavior. And in a struggle for power, males will join together to form networks.

    Marino even believes that dolphins can recognize themselves. In a famous experiment, she and psychologist Diana Reiss drew markings on the bodies of two dolphins. Then they held up a mirror to the animals. They were fascinated to observe the animals turning around like divas in front of the mirror, presumably to examine their new body decorations.

    For Marino, this is evidence of self-recognition, similar to what has been observed among great apes. She and other scientists even want to see the animals given the legal status of persons and granted “some fundamental rights,” such as the right to bodily integrity.

    None of this convinces Manger, who has a low opinion of Marino’s mirror experiment. “The visual acuity of dolphins is actually not good enough to be able to readily perceive such marks,” he says, and is critical of what he calls “serious deficiencies” in the design of the experiment.

    Stop Calling Them ‘Special’

    Manger is accustomed to his theories being rebuffed. When he questioned the special features of the whale brain in 2006, dolphin fans called upon Manger’s university to suspend him. But he merely wants to prevent the marine mammals from being anthropomorphized. Interpretations of behavior based on “personal bias” are not helpful, says Manger. “Conservation strategies should not be based on unrealistic expectations.”

    Gregg’s primary objective is also to debunk the myth. “We have to stop describing them as ‘special’,” says Gregg.

    It is becoming increasingly apparent that the marine mammals’ intellectual abilities are by no means unique in the animal kingdom. “Many other species-from sharks to earwigs to rats-lead equally wondrous and worthy lives,” he writes.

    Translated from the German by Christopher Sultan

  • The Second Cooing: Raising Passenger Pigeons from the Dead

    The Second Cooing: Raising Passenger Pigeons from the Dead

    The world has been without passenger pigeons since 1914. Now, scientists want to bring them back. Geneticist Ben Novak has embarked on the project and has begun collecting passenger pigeon DNA from natural history museums. His “de-extinction” efforts are not without critics.

    By Philip Bethge

    The eye sockets of the slender pigeon are filled with light-colored cotton. Its neck feathers shimmer in iridescent colors, and it has a russet chest and a slate-blue head. The yellowed paper tag attached to its left leg reads: “Coll. by Capt. Frank Goss, Neosho Falls, Kansas, July 4, 1875.”

    Ben Novak lifts up the stuffed bird to study the tag more closely. Then he returns the pigeon to a group of 11 other specimens of the same species, which are resting on their backs in a wooden drawer. “It’s easy to see just dead birds,” he says. “But imagine them alive, billions of birds. What would they look like in the sky?”

    Novak has an audacious plan. He wants to resurrect the passenger pigeon. Vast numbers of the birds once filled the skies over North America. But in 1914 Martha, the last of her species, died in a zoo in Cincinnati, Ohio.

    Novak, a researcher with the Long Now Foundation, a California think tank, wants to give the species a second chance. At the Museum of Vertebrate Zoology in Berkeley, Novak used a scalpel to slice small tissue samples from the red-painted toes of the passenger pigeons kept there. He hopes to isolate tiny bits of DNA from the samples and use them to assemble an entire genotype. His ultimate goal is the resurrection of the passenger pigeon.

    “It should be possible to reconstruct the entire genome of the passenger pigeon,” says Novak. “The species is one of the most promising candidates for reintroducing an extinct species.”

    The art of breathing new life into long-extinct species is in vogue among biologists. The Tasmanian devil, the wooly rhinoceros, the mammoth, the dodo and the gastric-breeding frog are all on the list of candidates for revival. To recover the genetic makeup of species, experts cut pieces of tissue from stuffed zoological rarities, pulverize pieces of bone or search in the freezers of their institutions for samples of extinct animals.

    The Dream of “De-Extinction”

    The laboratory techniques to create new life with bits of genetic material were pure fantasy in the past. But now scientists believe that the vision could become reality, step by step. Experts in bioengineering, zoologists, ethicists and conservationists recently met in Washington, DC for a public forum on “de-extinction.”

    “Extinct animals are the most endangered species of them all” because “there is hardly anything left but the DNA,” says Stewart Brand of the Long Now Foundation, which co-hosted the meeting with the National Geographic Society. The current showpiece project in bioengineering is the rebirth of the passenger pigeon.

    The story of Ectopistes migratorius is a striking example of human hubris. When the Europeans arrived, the passenger pigeon was probably the most common bird on the American continent. The birds travelled in giant flocks, sometimes several hundred kilometers long. “The air was literally filled with pigeons,” naturalist John Audubon wrote in 1831, after observing the spectacle. “The light of noon-day was obscured as by an eclipse.”

    During their long migrations, the pigeons devastated entire forests. They descended upon their breeding grounds in eastern North America by the millions. There are historical accounts, for example, of a breeding ground in Wisconsin the size of Tokyo, where an estimated 136 million passenger pigeons came to breed. The noise was deafening.

    Living in a flock guaranteed the pigeons safety from predators. But the behavior also sealed their fate. When hunters discovered passenger pigeons as game birds, they were able to kill them with brutal efficiency, either by catching them in nets or shooting them with birdshot. They also placed pots of burning sulfur under trees until the birds, anesthetized by the vapors, dropped to the ground like overripe fruit.

    In some breeding areas, hunters slaughtered up to 50,000 passenger pigeons a day. The birds were shipped by the ton in freight cars and sold to be grilled at a few cents a dozen.

    Sequencing the Pigeon DNA

    By the time the establishment of a closed season for the birds was proposed in the US state of Minnesota in 1897, it was already too late. The last wild passenger pigeon was shot to death in 1900. Then, Pigeon Martha — named after Martha Washington, the country’s first First Lady — finally met her end at around noon on Sept. 1, 1914. She was the last surviving specimen in an unsuccessful program to breed the birds in captivity.

    Novak’s goal is to bring back the species, and he seems perfect for the job. In elementary school, he completed a project on the dodo, the extinct bird species from Mauritius. The passenger pigeon has fascinated him for years. “We caused the extinction of the species,” says the 26-year-old. “Now we have a moral obligation to bring them back.” To that end, the genetic detective is visiting natural history museums to take tissue samples from as many of the roughly 1,500 remaining samples of the skin and bones of the bird as possible.

    The passenger pigeon’s DNA has about 1.3 billion base pairs. Their sequence describes what the bird looks like, what its call sounds like and how it behaves. However, the animal’s genetic material in the museums is shredded into miniscule pieces, degraded by bacteria and contaminated with foreign DNA. But that doesn’t deter Novak. He and Beth Shapiro, an evolutionary biologist at the University of California in Santa Cruz, have begun to decode the bird’s DNA.

    The biologists have an ambitious plan. Bit by bit, they intend to match the DNA sequence of the passenger pigeon with that of its close relative, the band-tailed pigeon. Then they will essentially stamp out the divergent sequences from the band-tailed pigeon genome and replace them with synthesized passenger pigeon genetic material.

    With the help of the genome created in this fashion, the scientists will create primordial germ cells for the passenger pigeon, which will then be implanted into young embryos of an easy-to-breed pigeon species. The scientists hope that once they have grown and mated, the pigeons will lay eggs that will hatch into passenger pigeons.

    Chickens in a Duck’s Egg

    The procedure is not only complicated, but also largely untested. But, says Novak, “all the necessary steps are being studied intensively right now.” For instance, he explains, biologists have already managed to insert primordial germ cells from chickens into duck eggs. The drakes that emerged a short time later actually carried the sperm cells of chickens.

    Novak is already thinking beyond the hatching of the first passenger pigeon. Once a flock of the birds has been created, he plans to release them into the wild. “The passenger pigeon was a keystone species in the forest ecosystems,” says Novak, explaining that the destructive force of the flocks led to a radical rejuvenation of forests. Thick layers of pigeon droppings fertilized the soil, which soon led to new growth. “Passenger pigeons are the dance partners of the forest,” the scientist raves. And the “ballroom” still exists.

    But even if scientists can pull off this feat, does it really make sense to bring a long-extinct species back into the world? “Conservation biology’s priority must remain that of ensuring a future for species (currently) existing on the planet,” retired Professor Stanley Temple of the University of Wisconsin-Madison says critically. He fears that species extinction could be trivialized in the future. “People might say: ‘Can’t we let them go extinct and bring them back later?’”

    Zoologist David Ehrenfeld of Rutgers University also criticizes the species resurrection projects, saying that they are “extremely expensive” and, in light of a global species crisis, downright absurd. “At this very moment, brave conservationists are risking their lives to protect dwindling groups of existing African forest elephants from heavily armed poachers, and here we are talking about bringing back the wooly mammoth,” he says.

    Ehrenfeld also doesn’t believe that revived species would stand much of a chance of survival. “Who will care for the passenger pigeon chicks?” he asks, noting that parental care is “critical” for the development of young birds.

    Darkened Skies

    But Novak rejects the criticism. “Passenger pigeon parents were never incredibly involved in raising their young,” he says. He also plans to teach the chicks the basics of passenger pigeon life by dyeing carrier pigeons and essentially using them as flight controllers for the returning species.

    “We’ll ferry them with homing pigeons down to wintering grounds and back to the breeding area,” he says. “After a few years, we have passenger pigeons that fly the same (routes) as their forefathers.”

    When that happens, clouds of passenger pigeons will darken the skies once again, and another dream could be fulfilled for Novak. “Part of me would really love a passenger pigeon as a pet,” says the scientist. And perhaps, he adds, the pigeon zoo could even be expanded.

    There are 50 extinct pigeon species worldwide, says Novak. He has already earmarked three of them for resurrection: the Japanese silver-banded pigeon, the Choiseul crested pigeon and the thick-billed ground dove.

    “I am a pigeon nut,” says Novak.

    Translated from the German by Christopher Sultan

  • Interview with Edward O. Wilson on Human Evolution and the Origin of Morals

    American sociobiologist Edward O. Wilson is championing a controversial new approach for explaining human evolution and the origins of virtue and sin. In an interview, the world-famous ant reseacher explains why he believes the inner struggle is the characteristic trait of human nature.

    By Philip Bethge and Johann Grolle

    Edward O. Wilson doesn’t come across as the kind of man who’s looking to pick a fight. With his shoulders upright and his head tilting slightly to the side, he shuffles through the halls of Harvard University. His right eye, which has given him trouble since his childhood, is halfway closed. The other is fixed on the ground. As an ant researcher, Wilson has made a career out of things that live on the earth’s surface.

    There’s also much more to Wilson. Some consider him to be the world’s most important living biologist, with some placing him on a level with Charles Darwin.

    In addition to discovering and describing hundreds of species of ants, Wilson’s book on this incomparably successful group of insects is the only non-fiction biology tome ever to win a Pulitzer Prize. Another achievement was decoding the chemical communication of ants, whose vocabulary is composed of pheromones. His study of the ant colonization of islands helped to establish one of the most fruitful branches of ecology. And when it comes to the battle against the loss of biodiversity, Wilson is one of the movement’s most eloquent voices.

    ‘Blessed with Brilliant Enemies’

    But Wilson’s fame isn’t solely the product of his scientific achievements. His enemies have also helped him to establish a name. “I have been blessed with brilliant enemies,” he says. In fact, the multitude of scholars with whom Wilson has skirmished academically is illustrious. James Watson, one of the discoverers of the double helix in DNA is among them, as is essayist Stephen Jay Gould.

    At 83 years of age, Wilson is still at work making a few new enemies. The latest source of uproar is a book, “The Social Conquest of Earth,” published last April in the United States and this month in a German-language edition. In the tome, Wilson attempts to describe the triumphal advance of humans in evolutionary terms.

    It is not uncommon for Wilson to look to ants for inspiration in his writings — and that proves true here, as well. When, for example, he recalls beholding two 90-million-year-old worker ants that were trapped in a piece of fossil metasequoia amber as being “among the most exciting moments in my life,” a discovery that “ranked in scientific importance with Archaeopteryx, the first fossil intermediary between birds and dinosaurs, and Australopithecus, the first ‘missing link’ discovered between modern humans and the ancestral apes.”

    But that’s all just foreplay to the real controversy at the book’s core. Ultimately, Wilson uses ants to explain humans’ social behavior and, by doing so, breaks with current convention. The key question is the level at which Darwinian selection of human characteristics takes place. Did individuals enter into a fight for survival against each other, or did groups battle it out against competing groups?

    Prior to this book, Wilson had been an influential champion of the theory of kin selection. He has now rejected his previous teachings, literally demolishing them. “The beautiful theory never worked well anyway, and now it has collapsed,” he writes. Today, he argues that human nature can only be understood if it is perceived as being the product of “group selection” — a view that Wilson’s fellow academics equate with sacrilege. They literally lined up to express their scientific dissent in a joint letter.

    Some of the most vociferous criticism has come from Richard Dawkins, whose bestselling 1976 book “The Selfish Gene” first introduced the theory of kin selection to a mass audience. In a withering review of Wilson’s book in Britain’s Prospect magazine, Dawkins accuses a man he describes as his “lifelong hero” of “wanton arrogance” and “perverse misunderstandings”. “To borrow from Dorothy Parker,” he writes, “this is not a book to be tossed lightly aside. It should be thrown with great force.”

    SPIEGEL recently sat down with sociobiologist Wilson to discuss his book and the controversy surrounding it.

    —–>Read Original Interview at SPIEGEL International

    SPIEGEL: Professor Wilson, lets assume that 10 million years ago some alien spacecraft had landed on this planet. Which organisms would they find particularly intriguing?

    Wilson: Their interest, I believe, would not have been our ancestors. Primarily, they would have focused on ants, bees, wasps, and termites. Their discovery is what the aliens would report back to headquarters.

    SPIEGEL: And you think those insects would be more interesting to them than, for example, elephants, flocks of birds or intelligent primates?

    Wilson: They would be, because, at that time, ants and termites would be the most abundant creatures on the land and the most highly social creatures with very advanced division of labor and caste. We call them “eusocial,” and this phenomenon seems to be extremely rare.

    SPIEGEL: What else might the aliens consider particularly interesting about ants?

    Wilson: Ants engage in farming and animal husbandry. For example, some of them cultivate fungi. Others herd aphids and literally milk them by stroking them with their antennae. And the other thing the aliens would find extremely interesting would be the degree to which these insects organize their societies by pheromones, by chemical communication. Ants and termites have taken this form of communication to extremes.

    SPIEGEL: So the aliens would cable back home: “We have found ants. They are the most promising candidates for a future evolution towards intelligent beings on earth?”

    Wilson: No, they wouldn’t. They would see that these creatures were encased in exoskeletons and therefore had to remain very small. They would conclude that there was little chance for individual ants or termites to develop much reasoning power, nor, as a result, the capacity for culture. But at least on this planet, you have to be big in order to have sufficient cerebral cortex. And you probably have to be bipedal and develop hands with pulpy fingers, because those give you the capacity to start creating objects and to manipulate the environment.

    SPIEGEL: Would our ancestors not have caught their eye?

    Wilson: Ten million years ago, our ancestors indeed had developed a somewhat larger brain and versatile hands already. But the crucial step had yet to come.

    SPIEGEL: What do you mean?

    Wilson: Let me go back to the social insects for a moment. Why did social insects start to form colonies? Across hundreds of millions of years, insects had been proliferating as solitary forms. Some of them stayed with their young for a while, guided them and protected them. You find that widespread but far from universal in the animal kingdom. However, out of those species came a much smaller number of species who didn’t just protect their young, but started building nests that they defended …

    SPIEGEL: … similar to birds.

    Wilson: Yes. And I think that birds are right at the threshold of eusocial behaviour. But looking at the evolution of ants and termites again, there is another crucial step. In an even smaller group, the young don’t only grow up in their nest, but they also stay and care for the next generation. Now you have a group staying together with a division of labor. That is evidently the narrow channel of evolution that you have to pass through in order to become eusocial.

    SPIEGEL: And our ancestors followed the same path?

    Wilson: Yes. I argue that Homo habilis, the first humans, also went through these stages. In particular, Homo habilis was unique in that they already had shifted to eating meat.

    SPIEGEL: What difference would that make?

    Wilson: When animals start eating meat, they tend to form packs and to divide labor. We know that the immediate descendants of Homo habilis, Homo erectus, gathered around camp sites and that they actually had begun to use fire. These camp sites are equivalent to nests. That’s where they gathered in a tightly knit group, and then individuals went out searching for food.

    SPIEGEL: And this development of groups drives evolution even further?

    Wilson: Exactly. And, for example, if it now comes to staking out the hunting grounds, then group stands against group.

    SPIEGEL: Meaning that this is the origin of warfare?

    Wilson: Yes. But it doesn’t take necessarily the forming of an army or a battalion and meeting on the field and fighting. It was mostly what you call “vengeance raids”. One group attacks another, maybe captures a female or kills one or two males. The other group then counterraids, and this will go back and forth, group against group.

    ‘Kin Selection Doesn’t Explain Anything’

    SPIEGEL: You say that this so called group selection is vital for the evolution of humans. Yet traditionally, scientists explain the emergence of social behavior in humans by kin selection.

    Wilson: That, for a number of reasons, isn’t much good as an explanation.

    SPIEGEL: But you yourself have long been a proponent of this theory. Why did you change your mind?

    Wilson: You are right. During the 1970s, I was one of the main proponents of kin selection theory. And at first the idea sounds very reasonable. So for example, if I favored you because you were my brother and therefore we share one half of our genes, then I could sacrifice a lot for you. I could give up my chance to have children in order to get you through college and have a big family. The problem is: If you think it through, kin selection doesn’t explain anything. Instead, I came to the conclusion that selection operates on multiple levels. On one hand, you have normal Darwinian selection going on all the time, where individuals compete with each other. In addition, however, these individuals now form groups. They are staying together, and consequently it is group versus group.

    SPIEGEL: Turning away from kin selection provoked a rather fierce reaction from many of your colleagues.

    Wilson: No, it didn’t. The reaction was strong, but it came from a relatively small group of people whose careers are based upon studies of kin selection.

    SPIEGEL: Isn’t that too easy? After all, 137 scientists signed a response to your claims. They accuse you of a “misunderstanding of evolutionary theory”.

    Wilson: You know, most scientists are tribalists. Their lives are so tied up in certain theories that they can’t let go.

    SPIEGEL: Does it even make a substantial difference if humans evolved through kin selection or group selection?

    Wilson: Oh, it changes everything. Only the understanding of evolution offers a chance to get a real understanding of the human species. We are determined by the interplay between individual and group selection where individual selection is responsible for much of what we call sin, while group selection is responsible for the greater part of virtue. We’re all in constant conflict between self-sacrifice for the group on the one hand and egoism and selfishness on the other. I go so far as to say that all the subjects of humanities, from law to the creative arts are based upon this play of individual versus group selection.

    SPIEGEL: Is this Janus-faced nature of humans our greatest strength at the end of the day?

    Wilson: Exactly. This inner conflict between altruism and selfishness is the human condition. And it is very creative and probably the source of our striving, our inventiveness and imagination. It’s that eternal conflict that makes us unique.

    SPIEGEL: So how do we negotiate this conflict?

    Wilson: We don’t. We have to live with it.

    SPIEGEL: Which element of this human condition is stronger?

    Wilson: Let’s put it this way: If we would be mainly influenced by group selection, we would be living in kind of an ant society.

    SPIEGEL: … the ultimate form of communism?

    Wilson: Yes. Once in a while, humans form societies that emphasize the group, for example societies with Marxist ideology. But the opposite is also true. In other societies the individual is everything. Politically, that would be the Republican far right.

    SPIEGEL: What determines which ideology is predominant in a society?

    Wilson: If your territory is invaded, then cooperation within the group will be extreme. That’s a human instinct. If you are in a frontier area, however, then we tend to move towards the extreme individual level. That seems to be a good part of the problem still with America. We still think we’re on the frontier, so we constantly try to put forward individual initiative and individual rights and rewards based upon individual achievement.

    SPIEGEL: Earlier, you differentiated between the “virtue” of altruism and the “sin” of individualism. In your book you talk about the “poorer and the better angels” of human nature. Is it helpful to use this kind of terminology?

    Wilson: I will admit that using the terminology of “virtue” and “sin” is what poets call a “trope”. That is to say, I wanted the idea in crude form to take hold. Still, a lot of what we call “virtue” has to do with propensities to behave well toward others. What we call “sin” are things that people do mainly out of self-interest.

    SPIEGEL: However, our virtues towards others go only so far. Outside groups are mainly greeted with hostility.

    Wilson: You are right. People have to belong to a group. That’s one of the strongest propensities in the human psyche and you won’t be able to change that. However, I think we are evolving, so as to avoid war — but without giving up the joy of competition between groups. Take soccer …

    SPIEGEL: … or American football.

    Wilson: Oh, yes, American football, it’s a blood sport. And people live by team sports and national or regional pride connected with team sports. And that’s what we should be aiming for, because, again, that spirit is one of the most creative. It landed us on the moon, and people get so much pleasure from it. I don’t want to see any of that disturbed. That is a part of being human. We need our big games, our team sports, our competition, our Olympics.

    SPIEGEL: “Humans,” the saying goes, “have Paleolithic emotions” …

    Wilson: … “Medieval institutions and god-like technology”. That’s our situation, yeah. And we really have to handle that.

    SPIEGEL: How?

    Wilson: So often it happens that we don’t know how, also in situations of public policy and governance, because we don’t have enough understanding of human nature. We simply haven’t looked at human nature in the best way that science might provide. I think what we need is a new Enlightenment. During the 18th century, when the original Enlightenment took place, science wasn’t up to the job. But I think science is now up to the job. We need to be harnessing our scientific knowledge now to get a better, science-based self-understanding.

    SPIEGEL: It seems that, in this process, you would like to throw religions overboard altogether?

    Wilson: No. That’s a misunderstanding. I don’t want to see the Catholic Church with all of its magnificent art and rituals and music disappear. I just want to have them give up their creation stories, including especially the resurrection of Christ.

    SPIEGEL: That might well be a futile endeavour …

    Wilson: There was this American physiologist who was asked if Mary’s bodily ascent from Earth to Heaven was possible. He said, “I wasn’t there; therefore, I’m not positive that it happened or didn’t happen; but of one thing I’m certain: She passed out at 10,000 meters.” That’s where science comes in. Seriously, I think we’re better off with no creation stories.

    SPIEGEL: With this new Enlightenment, will we reach a higher state of humanity?

    Wilson: Do we really want to improve ourselves? Humans are a very young species, in geologic terms, and that’s probably why we’re such a mess. We’re still living with all this aggression and ability to go to war. But do we really want to change ourselves? We’re right on the edge of an era of being able to actually alter the human genome. But do we want that? Do we want to create a race that’s more rational and free of many of these emotions? My response is no, because the only thing that distinguishes us from super-intelligent robots are our imperfect, sloppy, maybe even dangerous emotions. They are what makes us human.

    SPIEGEL: Mr. Wilson, we thank you for this conversation.

    Interview conducted by Philip Bethge and Johann Grolle

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